Schwimmen in der Seine
Baignade en Seine de Grenelle in Paris
Schwimmen in der Seine
Mater Studio
Nach über einem Jahrhundert des Verbots ist das Schwimmen in der Seine seit dem Sommer 2025 wieder möglich. Was als visionäres Projekt für die Olympischen Spiele 2024 begann, hat sich zu einer dauerhaften Bereicherung für die Pariser entwickelt. Ein schönes Beispiel dafür ist der Badeplatz Grenelle.
Von Mater Studio.

Abstinenz
Seit 1923 war das Schwimmen in der Seine verboten. Die Verschmutzung durch Industrieabwässer und unzureichende Kanalisation hatte das Wasser des berühmtesten Flusses Frankreichs zu einer Gefahr für die Gesundheit werden lassen. Das Baden in der Seine schien für immer verloren.
Die Olympischen Spiele 2024 in Paris haben viel verändert, hier wurden sie zum Katalysator einer historischen Wende. Mit Investitionen von 1,28 Milliarden Euro wurde die Seine aufwendig saniert. Neue Kläranlagen, modernste Abwassersysteme und innovative Reinigungstechnologien sollten den Fluss wieder zum Leben erwecken. Doch trotz dieser enormen Anstrengungen blieb die Wasserqualität während der Spiele ein kritisches Thema (und bleibt es bis heute): Starke Regenfälle führten wiederholt zu erhöhten Bakterienwerten, die einzelne Wettkämpfe gefährdeten.
Ein bedeutendes postolympisches Erbe ist daher die Einweihung des Badeplatzes in Grenelle (15. Arrondissement) am 5. Juli 2025 als Symbol für die Rückkehr der Seine als lebendiger und nutzbarer Teil des Pariser Alltags.
Die Planung stammt von Mater Studio.
Technik
Die Herausforderungen an das Projekt “Baignade en Seine de Grenelle” waren durchaus beachtlich, denn es ging um den Bau einer vollständig demontierbaren, schwimmenden Badeanstalt für 300 Personen, die sich den ständig wechselnden Wasserständen der Seine anpassen muss. Das Ergebnis ist ein 950 m² großer, 60 Meter langer Schwimmbereich mit einer 415 m² großen schwimmenden Plattform und 480 m² Landanlagen.
Wesentliche Eckpfeiler der Konstruktion sind:
- Mobile Konstruktion: Das gesamte System gleitet an vertikalen Schienen, die mit unsichtbaren Betonblöcken am Quai verankert sind.
- Adaptive Zugänge: Zwei 25 Meter lange Schwenkstege passen sich kontinuierlich dem Wasserstand an und gewährleisten barrierefreien Zugang.
- Stabilität: Die Struktur kann ohne Verformungsrisiko von 300 Menschen genutzt werden.
- Notfallbereitschaft: Bei Hochwassergefahr kann die gesamte Anlage binnen 48 Stunden demontiert werden.
Gestaltung
Trotz der technischen Komplexität ist der gestalterische Wille deutlich erkennbar. Die gelben Geländer und Metallarbeiten wurden von den Art-Déco-Formen der 1920er Jahre inspiriert – also von jener Epoche, in der Paris seine ersten öffentlichen Schwimmbäder als architektonische Meisterwerke feierte. Die Farbgebung in Gelb und Blau evoziert bewusst Freizeit, Urlaub und Sommer.
Gelungen ist auch die Integration in die Umgebung: Obwohl am Fuße des Eiffelturms gelegen, konkurriert der diskret unter Platanen und Linden eingebettete Badeplatz Grenelle nicht mit der historischen Kulisse, sondern schafft eine neue Perspektive vom Fluss aus.
Gelungen ist auch der Umgang mit Materialien und Bauweisen:
- Wiederverwendung: Die genutzten Schiffscontainer haben bereits mehrfach die Welt umrundet.
- Natürliche Materialien: Robinienholz, das einzige europäische Hartholz, das ohne chemische Behandlung natürlich feuchtigkeitsresistent ist.
- Modulare Bauweise: Wie ein riesiges Meccano-System ermöglicht die nummerierte Präzisionskonstruktion schnelle Montage und Demontage.
Regen
Die Badestelle Grenelle ist eine von drei kostenlosen Badestellen, die den Parisern seit dem Sommer 2025 wieder zur Verfügung stehen.
Rettungsschwimmer überwachen die Badestellen und führen regelmäßige Sicherheitskontrollen durch. Das Problem bleibt die Wasserqualität der Seine, und die ist „variabel“, weil sie sehr vom Wetter abhängt. Starke Regenfälle führen dazu, dass Abwasser und Oberflächenabfluss in den Fluss gelangen, wodurch die Bakterienwerte steigen. Daher werden täglich Kontrollen durchgeführt, und das Schwimmen kann bei Regen ausgesetzt werden, was durchaus vorkommt.
Insgesamt ist die Badestelle Grenelle trotz dieser Probleme ein sehr schönes Beispiel dafür, wie Städte ihre natürlichen Ressourcen zurückgewinnen und für die Zukunft gestalten können, auch im Hinblick auf den Klimawandel.
Projektdaten
Planer
Mater Studio
Charles Freudiger, Léa Matray
Bauherr
Ville de Paris
Direction de la Jeunesse et des Sports
Adresse
Baignade en Seine de Grenelle
Port de Grenelle
75015
F — Paris
Eröffnung
2025
Text
Johannes Bühlbecker
More Sports Media
Videos

Schwimmen in der Seine

Turnhalle im Bernapark Stettlen

Ostpark Bochum

Sportgarten am Ernst-Kuzorra-Platz

Spielplatz im Rüstringer Stadtpark

Skakkeringen

Itaka Arena

Freiburger Turnerschaft

Hallenbad Neutraubling

Adelindis Therme

Wunnebad

Ilirija Sport City

Typensporthallen

Holy Water

Umkleidegebäude Daillens

Club Tamboré Jundiaí

Sporthalle Ostfildern

Parque Quintana Roo

Freilufthallen

Panzerhalle Tübingen

Achtfach-Sporthalle Monheim am Rhein

Heilongtan Dome

Freilufthalle Holderfeld

Skatepark Voltaplatz
Unsere Kategorien
Unser Newsletter
Ihre Bühne
Publizieren Sie Ihr Projekt oder Ihr Produkt hier!