Architektur als Spielzeug

Der KO Kindergarten in Matsuyama

HIBINOSEKKEI

Bewegt Euch!

Der KO Kinder­garten will Kindern so viele Möglich­keiten für Bewe­gung und damit Entfal­tung geben wir irgend möglich. Durch Archi­tektur.

Bewe­gung ist immer weniger selbst­ver­ständ­lich. Kinder werden schon mit dem Auto zum Kinder­garten gebracht. Damit entgeht ihnen die erste Chance des Tages, sich auszu­toben und Erfah­rungen zu machen. Zuhause sitzen sie vor dem Fern­seher oder an Handy und Tablet. Nicht immer, aber immer öfter. Das Spielen draußen an der frischen Luft ist weniger geworden, das Bewusst­sein für Natur und den eigenen Körper nimmt ab.

Das ist der Lauf der Welt. Es gibt ja noch die Archi­tektur. Sie kann Anreize und eine Umge­bung schaffen, in der (nicht nur) die Kinder sich bewegen wollen – so wie beim Wieder­aufbau des KO Kinder­garten in der japa­ni­schen Stadt Matsu­yama (Präfektur Ehime).

Nischen

Im KO Kinder­garten gibt es ein eindeu­tiges Zentrum, und das ist eine große, mehr­ge­schos­sige Spiel­fläche. Alle Räume für Gruppen, Mitar­beiter usw. wurden am Rand des recht­eckigen Baukör­pers orga­ni­siert.

Die große Beson­der­heit des KO Kinder­garten aber sind die insge­samt 14 verschie­denen Nischen und Rest­flä­chen zwischen den Räumen und Ebenen, aus denen die Archi­tekten von HIBINOSEKKEI Spiel- und Frei­räume für die immerhin 450 Kinder geschaffen haben.

Alles ist irgendwie hori­zontal und vertikal verschoben, hinter jeder Ecke bieten sich neue „Straßen“, Land­schaften und Heraus­for­de­rungen — einzig­ar­tige Spiel­räume. Der Baukörper ist das Spiel­zeug. Dazu tragen die vielen Einbauten von KDS (Kids Design Labo) entschei­dend bei.

Pädagogik

Die Theorie dahinter stammt von Kazu­hiko Naka­mura, einem Professor für Pädagogik an der Univer­sität von Yama­nashi. Kazu­hiko Naka­mura sagt, dass wir in unserer Kind­heit 36 verschie­dene Körper­be­we­gungen wie “laufen”, “springen”, “klet­tern” oder “halten” erlernen sollten. Alle diese 36 Bewe­gungen können in den 14 Spiel­räumen des KO Kinder­garten geübt werden.

Erste Erfah­rungen und Studien zeigen, dass die drei- bis fünf­jäh­rigen Kinder sich in diesem neuen Kinder­garten um 20 Prozent mehr bewegen als im klas­si­schen „Altbau“. Darüber hinaus sind Skills wie „werfen“, “durch­fahren” und “krie­chen” erst im neuen Ambi­ente „trai­nierbar“.

Wenn Architektur Mut macht

Auch im Außen­be­reich hat sich einiges getan. Der neue Spiel­platz bietet zwei kleine Hügel mit Natur­rasen. Die Kinder lieben es, dort herum zu toben und hoch­zu­klet­tern. Darüber hinaus sind Käfer und Blumen zu sehen. Der Kontakt zur Natur ist selbst­ver­ständ­lich.

Der KO Kinder­garten schafft eine Menge neuer Spiel­räume. Die Kinder nehmen sämt­liche Heraus­for­de­rungen begeis­tert an. Sie verbes­sern nicht nur ihre körper­li­chen Fähig­keiten, sie entwi­ckeln auch ständig neue Spiele und neue Inter­essen. Archi­tektur, die Mut macht und Kinder ganz selbst­ver­ständ­lich zu Spiel und Bewe­gung anstiftet.

Wir waren das.

Projekt­be­tei­ligte und Daten

Einbauten

Eröffnung

2019

Architekten

HIBINOSEKKEI, Inc
2343 Iiyama, Atsugi
JP — Kana­gawa

Youji no Shiro

Fotos

Ryuji Inoue

Text

Johannes Bühl­be­cker
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