Das Stadion Quzhou 

Wo endet die Landschaft?

Das Stadion Quzhou löst sich von der konventionellen Sportarchitektur — durch den Bezug zur umgebenden Landschaft. Und durch innere Schönheit.

Ein bisschen können die Besucher hier selbst bestimmen, wo die Landschaft endet und wo das Gebäude beginnt.

Das im Sommer 2022 von MAD Archi­tects fertig gestellte Stadion Quzhou ist das Herz­stück des fast sieben Hektar großen Quzhou Sports Park in der Provinz Zhejiang. Quzhou ist eine histo­ri­sche Stadt, 400 km südwest­lich von Shanghai.

Wir haben das gesamte Projekt bereits 2018 im Entwurf vorge­stellt.

Trotz seiner beacht­li­chen Kapa­zität von 30.000 Plätzen fügt sich das Stadion Quzhou gera­dezu atem­be­rau­bend in die umge­bende Land­schaft ein – und öffnet sich aus nahezu jedem Winkel für den umge­benden öffent­li­chen Raum.

Ein biss­chen können die Besu­cher hier selbst bestimmen, wo die Land­schaft endet und wo das Gebäude beginnt. Hinter jeder Erhe­bung verbirgt sich ein Gebäude, das sich nahtlos in seine Umge­bung einfügt. Die verschie­denen Hügel und Anhöhen sind alle­samt von Menschen­hand geschaf­fene Bauwerke, die Trai­nings­plätze, eine Sport­halle, ein Schwimmbad und ein Wissen­schafts- und Tech­no­lo­gie­mu­seum umfassen (werden).

Das zur Hälfte einge­gra­bene Stadion wird von einer weißen, kronen­för­migen Dach­struktur mit einem Durch­messer von 250 m gekrönt, die von der Serge Ferrari Group mit zwei Schichten PTFE-Membranen bedeckt wurde.

Mit dem lichtdurchlässigen Membranmaterial lässt sich auch die komplexe Geometrie des weit gespannten Tragwerks buchstäblich leicht realisieren.

Die Dächer weisen alle­samt komplexe, doppelt gekrümmte Ober­flä­chen auf. Die Über­da­chung wird von nur neun Fall­punkten mit einer maxi­malen Spann­weite von 95 Metern getragen, so dass das Gebäude über der Land­schaft “schwebt” und aus vielen Blick­win­keln gerahmte Perspek­tiven auf die Stadt bietet.

Die 60 Beton­säulen, die das Stadion stützen, bestehen aus Sicht­be­ton­platten mit Holz­ma­se­rung. Trotz der Größe von Formen und Mate­ria­lien entsteht so ein Gefühl von Wärme und Textur.

Das Dach besteht aus Stahl, auf den ein licht­durch­läs­siges, licht­emit­tie­rendes Membr­an­ma­te­rial gewi­ckelt wurde. Damit lässt sich auch die komplexe Geome­trie des weit gespannten Trag­werks buch­stäb­lich leicht reali­sieren.

Der licht­durch­läs­sigen PTFE-Membran aus synthe­ti­schem Polymer nimmt nicht nur der monu­men­talen Stahl­kon­struk­tion die Schwere, er verbes­sert auch die Akustik im gesamten Stadion. Die obere Fläche der Über­da­chung besteht aus einer festeren PTFE-Membran von Serge Ferrari Group, die das Eindringen von Regen­wasser verhin­dert.

Die Unter­seite der Struktur wurde mit mehr als 40.800 m² PTFE bechich­tetem Glas­git­ter­ge­webe, eben­falls von Serge Ferrari Group, ausge­stattet, einer PTFE-Membran mit Feuer­wi­der­stands­klasse A, die den strengsten Brand­schutz­normen entspricht.

Neben ihren tech­ni­schen Quali­täten verleiht diese Struktur dem Projekt auch einen enormen ästhe­ti­schen Reiz. Das Ergebnis erin­nert an ein Wolken­feld, das sanft über die Hügel gleitet.

Die gewun­dene Geome­trie setzt sich im Stadi­on­in­neren fort. Die Sitz­plätze sind wellen­förmig ange­ordnet und stehen in Bezie­hung zur umge­benden Land­schaft, die durch die Grün­töne der Scha­len­sitze verstärkt wird – und einen schönen Kontrast zur weißen Dach­struktur bildet.

Beim Stadion Quzhou wird das Streben nach Nachhaltigkeit auch gestalterisch auffällig.

Das Stadion Quzhou wurde mit einigen gestal­te­risch auffäl­ligen Aspekten der Nach­hal­tig­keit entworfen.

Große Öffnungen in die Land­schaft sorgen dafür, dass natür­li­ches Licht in das Park­haus und die Eingangs­ebenen des Stadions gelangt. Das gesamte Stadion ist so konzi­piert, dass es Regen­wasser aufnimmt, spei­chert und versi­ckert. Das schützt das Gebäude zusätz­lich vor über­mä­ßigen Regen­schäden und führt zu gerin­geren Tempe­ra­tur­schwan­kungen und gerin­gerem Ener­gie­ver­brauch.

Abge­sehen von den Zuschau­er­plätzen und dem Spiel­feld befinden sich fast alle Einrich­tungen unter der Erdober­fläche.

Darüber hinaus wurden alle auf der Baustelle verwen­deten Beton­ma­te­ria­lien vor Ort herge­stellt, der mit dem Mate­ri­al­trans­port verbun­dene CO2-Fußab­druck wurde also während des gesamten Baupro­zesses mini­miert.

Das Stadion Quzhou und der gesamte Sportpark Quzhou lösen sich von der konventionellen Sportarchitektur.

Die Eröff­nung des Stadion Quzhou beendet die erste von zwei Bauphasen des Sport­parks Quzhou. Als nächstes entstehen eine Sport­halle mit 10.000 Plätzen, eine Schwimm­halle (2.000 Plätze), ein Wissen­schafts- und Tech­no­lo­gie­mu­seum, Hotels, ein Jugend­zen­trum sowie Einzel­han­dels­an­ge­bote.

Die Verbin­dung von Natur und Archi­tektur, vom Eingraben weiter Teile des Baukör­pers bis zu den Dach­mem­branen von Serge Ferrari, lassen eine einzig­ar­tige Stadt­land­schaft entstehen.

Das Stadion Quzhou und der gesamte Sport­park Quzhou lösen sich von der konven­tio­nellen Sport­ar­chi­tektur. Bei aller Größe und Fili­gra­nität der Struk­turen und Mate­ria­lien sind es eher der Bezug zur umge­benden Land­schaft und die subtile innere Schön­heit des Stadions, die es sehr außer­ge­wöhn­lich machen.

Im besten Sinne.

Projektdaten

Architekt

MAD Archi­tects

Bauherr

Quzhou West District Deve­lo­p­ment Committee
Quzhou Baoye Sports Cons­truc­tion and Opera­tion Co., Ltd

Dachmembran

Serge Ferrari Group
Auf der Kaiser­bitz 3
D — 51147 Köln

Standort

2 Tiyuchang Rd
Kecheng District
Quzhou, Zhejiang,
China, 324003

Eröffnung

2022

Fotos

CreatAR Images ©MAD Archi­tect
Arch Exist ©MAD Archi­tectss
Aogvi­sion ©MAD Archi­tects

Autor

Johannes Bühl­be­cker
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