Das Beste aus beiden Welten

Freilufthalle vs. Kalthalle

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Die Art und Weise, wie wir Sport treiben, wird immer diffe­ren­zierter und indi­vi­du­eller. Unsere Sport­an­lagen müssen sich diesen Verän­de­rungen anpassen.

Kern­sport­stätten wie Sport­plätze und Sport­hallen müssen sich weiter­ent­wi­ckeln, und das tun sie auch. Daneben werden zuneh­mend klei­nere Anlagen benö­tigt, die schnell erreichbar und auch ohne Vereins­bin­dung oder Mitglied­schaft nutzbar sind.

Als Ergän­zungen zur klas­si­schen Norm­turn­halle haben sich daher Frei­luft­halle und Kalt­halle etabliert – die eine mehr, die andere weniger.

Sporthalle

Eine Sport­halle (auch Turn­halle genannt) ist ein komplett umbauter und über­dachter Raum, in dem Sport getrieben werden kann. Ihre Entwick­lung geht auf den bereits 1811 von Fried­rich Jahn entwi­ckelten Turn­platz in der Berliner Hasen­heide zurück, ursprüng­lich aller­dings noch ohne Über­da­chung.

In Deutsch­land werden nach den Bauvor­schriften der Länder bestimmte Maße vorge­schrieben oder empfohlen. Mit Rück­sicht auf die Spiel­feld­ab­mes­sungen der gängigsten Sport­arten sind die Hallen meist zwischen 15 x 27 Metern (Einfach­halle) und 45 x 27 Metern (Drei­fach­halle) groß.

Im Zuge der Ausdif­fe­ren­zie­rung unseres Sport­ver­hal­tens hat sich auch der Bautyp Sport­halle weiter entwi­ckelt: Oft werden sport­liche und gesell­schaft­liche Ange­bote in ein und derselben Halle orga­ni­siert, wodurch sich ein umfang­rei­cheres Raum­pro­gramm ergibt. Je nach Nutzung sind auch Zuschau­er­an­lagen enthalten.

Die Sport­halle ist hinsicht­lich der Bau- und Betriebs­kosten die aufwän­digste Vari­ante. Gleich­zeitig ist sie für viele Formen des Schul- und Wett­kampf­sports absolut unver­zichtbar.

Kalthalle

Es ist nicht einfach, große Hallen zu beheizen – und es ist teuer. Daher kommen viel­fach Kalt­hallen zum Einsatz, vor allem als Lager­hallen. In diesem Fall spielt die klima­tech­ni­sche Ausstat­tung meist kaum eine Rolle. So gut wie keine Gebäu­de­technik und dünne Außen­wände sparen eine Menge Geld, sowohl beim Bau als auch beim Betrieb der Hallen.

Kalt­hallen werden meist mit Sattel­dach­kon­struk­tionen und Trapez­blech-Verklei­dungen über­dacht. Für den Sport­be­trieb werden sie in der Regel mit Kunst­rasen ausge­legt. Kalt­hallen mit perfo­rierten, luft­durch­läs­sigen Fassaden sind sie eine sehr gute Wahl in Ländern, in denen häufig die Sonne scheint, zum Beispiel im Süden Europas. Ein wunder­bares Beispiel ist Es Puig dèn Valls auf Ibiza.

In Bau und Betrieb sind Kalt­hallen deut­lich güns­tiger als die klas­si­schen Sport­hallen, aller­dings teurer als Frei­luft­hallen. Für die Sport­nut­zung sind sie nur bedingt zu empfehlen, da das Belüften solcher Hallen ohne Klima­technik bei regel­mä­ßiger Sport­nut­zung kaum zu machen ist.

Kalt­hallen bieten also keine frische Luft, sondern verbrauchte. Wer jemals bei seinem Sport die abge­stan­dene Luft des Hand­ball­trai­nings aus der Vorwoche einatmen durfte, kennt das Problem.

Freilufthallen

Frei­luft­hallen sind eine kosten­güns­tige Alter­na­tive zu den Kalt­hallen, die für den Sport sehr viel besser geeignet ist. Sie bieten eine über­dachte Sport­fläche an der frischen Luft. Die Größe der Sport­fläche richtet sich, wie in der Turn­halle, nach den Spiel­feld­ab­mes­sungen der gängigen Sport­arten und den Bedürf­nissen von Bauherren und Nutzern. Die Frei­luft­halle verei­nigt tradi­tio­nelle Bauformen wie Sport­platz und Sport­halle zu einem neuen Typus – sozu­sagen das Beste aus beiden Welten.

In warmen Ländern sind solche Hallen relativ verbreitet, wenn auch nicht stan­dar­di­siert. Dort über­nehmen sie ganz nebenbei auch noch wich­tige soziale und kultu­relle Funk­tionen, zum Beispiel als Jugend­zen­trum oder Veran­stal­tungsort wie Barranca­ber­meja in Kolum­bien.

Die Frei­luft­halle der Univer­sität Olden­burg ist vermut­lich die erste in Deutsch­land gebaute. Sie wurde bereits 1981 von Prof. Jürgen Dieckert und Jürgen Koch reali­siert. Es handelte sich schon damals um eine multi­funk­tio­nale Sport­frei­an­lage (36m x 48m) mit teil­weise licht­durch­läs­siger Über­da­chung und seit­lich abschir­menden Spiel­wänden und Schutz­pflan­zungen.

Und das alles an der frischen Luft, das ganze Jahr über.

Standardisierung

Seit einigen Jahren werden Frei­luft­hallen stan­dar­di­siert ange­boten und gebaut. Diese Entwick­lung ist für den Siegeszug dieses Typus entschei­dend, denn nun sind sie funk­tional und wirt­schaft­lich präzise plan­bare Größen. Wenn Konstruk­ti­ons­raster und Spiel­feld­größen aufein­ander abge­stimmt sind, werden Erwei­te­rungen und Kombi­na­tionen einfach umsetzbar – und das unter ausge­spro­chen wirt­schaft­li­chen Rahmen­be­din­gungen.

Die Konstruk­tion besteht meist aus einfa­chen Stahl- oder Holz­trä­gern, die Deckung aus Blechen oder Membranen, die natür­lich auch trans­lu­zent ausge­führt sein können. Ihre Bau- und Betriebs­kosten sind die nied­rigsten der drei Typen, obwohl sie ganz­jährig nutzbar sind.

Eine funk­tional wie prak­tisch sehr sinn­volle Weiter­ent­wick­lung der Frei­luft­halle ist ein Banden­system, wie es in den Hallen von McArena schon lange Stan­dard ist. Hüft­hohe Banden halten den Ball im Spiel, machen damit das Spiel schnell und ersparen den Sport­lern das lästige Ball­holen – zum Beispiel in der GFA Arena in Simmern. Ganz nebenbei lassen sich die Banden sehr gut als Werbe­flä­chen nutzen und tragen damit zur Refi­nan­zie­rung der Inves­ti­tion bei.

Solch multi­funk­tio­nale Stan­dard­mo­dule sind natür­lich auch bestens geeignet, um sich den stetig ändernden Wünschen der Sportler flexibel anzu­passen.

Sportverhalten

Unser Sport wird immer indi­vi­du­eller und konsum­ori­en­tierter, unsere Bindung an Vereine und die klas­si­schen Kern­sport­stätten hat spürbar nach­ge­lassen. Auch der kicker, Deutsch­lands größte und wich­tigste Fußball-Fach­zeit­schrift, schlug bereits Alarm: „Deutsch­land verliert 3450 Nach­wuchs­teams in einem Jahr!“ Die Gründe sind viel­fältig und heißen vor allem Pubertät, ausster­bende Dorf­ver­eine, Ganz­tags­schule, Fitness­studio und Play­Sta­tion. Das alar­mie­rende Resultat heißt jeden­falls Bewe­gungs­mangel.

Dieser bedroh­li­chen Entwick­lung können regel­of­fene, kosten­güns­tige Sport­an­lagen entge­gen­wirken, und das am besten in der Nach­bar­schaft.

Das Bundes­in­stitut für Sport­wis­sen­schaft hat bereits im Jahr 2009 „Grund­lagen zur Weiter­ent­wick­lung von Sport­an­lagen“ veröf­fent­licht, die zuletzt unter dem Titel „11 Thesen zur Weiter­ent­wick­lung von Sport­an­lagen“ 2018 fort­ge­schrieben wurden. Ein Kern­satz lautet, dass „die größere Nach­frage nach gedeckten Sport­an­lagen, insbe­son­dere nach klei­neren möglichst multi­funk­tio­nalen, leicht erreich­baren Sport­hallen und sons­tigen Sport­räumen im Quartier/Stadtteil sowie nach mehr frei zugäng­li­chen Sport­an­lagen eine entspre­chende Anpas­sung der Sport­stät­ten­in­fra­struktur“ erfor­dert.

Genau diese Anpas­sung bietet die Frei­luft­halle – als Ergän­zung einer bestehenden Sport­an­lage oder als neuer, sport­ori­en­tierter Nach­bar­schafts­treff.

Betrieb und Finanzierung

Bei Planung, Bau und Betrieb von Frei­luft­hallen entstehen neue Modelle und Koope­ra­tionen zwischen Kommunen, privaten Inves­toren und Vereinen.

Wenn der Verein als Bauherr und Betreiber auftritt, kann er die Nutzung und Vermark­tung ganz eigen­ständig regeln. Wenn Verein und Kommune das unter­neh­me­ri­sche Risiko scheuen, kann auch ein Investor wie McArena als Bauherr und Betreiber auftreten. Dann ist der Verein der Mieter der Halle: Bau- und Betriebs­kosten bleiben beim Betreiber, Einnahmen und Gewinne natür­lich auch.

Natür­lich können auch Stadt und Kommune als Bauherr und Betreiber auftreten. Je nach Standort und Einzugs­ge­biet kann die Halle dann an mehrere Vereine oder Gruppen verpachtet oder vermietet werden.

Vermarktung

​Durch die Vermie­tung der Halle an Dritte und die Vermark­tung der Banden, Namens­rechte und weitere Spon­so­ring-Maßnahmen können die Baukosten schnell wieder einge­spielt werden. Ein Beispiel dafür ist die Rhein-Huns­rück Arena.

Der perso­nelle Aufwand für die Verwal­tung der Hallen ist sehr gering, denn sie erfolgt weit­ge­hend auto­ma­ti­siert via Internet oder App: Jeder Nutzer (Vereine, Gruppen, Firmen, Schul­klassen, Kinder­gärten) können ihre Wunsch­zeiten über ihr eigenes elek­tro­ni­sches Benut­zer­konto reser­vieren und auch bezahlen.

Außerdem verfügen die Hallen über eine auto­ma­ti­sche Gebäu­de­steue­rung, ein Kamera- und ein Zugangs­system.

Sport und Corona

Die Corona-Krise hat auch den Sport zwischen­zeit­lich voll­ständig zum Erliegen gebracht. Der Spiel‑, Trai­nings- und Wett­kampf­be­trieb in Vereinen und Verbänden wurde einge­stellt. Nun kehrt auch der Brei­ten­sport vorsichtig zurück – aber wie und vor allem: wohin?

Es kann als sicher ange­nommen werden, dass die Anste­ckungs­ge­fahr drinnen wesent­lich größer ist als draußen. Dies deutet auf eine bedeu­tende Aerosol-Kompo­nente bei der Über­tra­gung hin. Für das prak­ti­sche Leben kann das bedeuten: Fenster auf, Türen auf, Venti­lator nutzen, Luft­strom erzeugen. Dann wird die Aerosol-Kompo­nente zum Fenster hinaus beför­dert.

Die Anwend­bar­keit dieser Bord­mittel auf geschlos­sene Sport­an­lagen wird sich heraus­stellen. Auf der wesent­lich siche­reren Seite ist der Sport in jedem Fall, wenn er an der frischen Luft betrieben wird. Das kann man als deut­li­chen Hinweis auf die zukünftig noch weiter wach­sende Bedeu­tung on Frei­luft­hallen verstehen.

Fazit

Natür­lich werden auch zukünftig regel­ge­rechte und voll ausge­stat­tete Sport­an­lagen und Sport­hallen unver­zichtbar sein. Auch hier spielen Archi­tektur und Gestal­tung eine sehr große Rolle, insbe­son­dere für den Schul­sport (Gammel Hellerup), den Wett­kampf­sport (SAP Garden) und den Leis­tungs­sport (Centre d’athlétisme in Louvain-la-Neuve).

Gleich­zeitig haben sich jedoch Profil, Spek­trum und Wünsche des Brei­ten­sports wesent­lich verän­dert: So treiben immer mehr Kinder, Menschen mit Einschrän­kungen und ältere Menschen Sport – aller­dings nicht so häufig klas­si­schen Wett­kampf­sport. Sie sorgen dafür, dass der Bedarf an klei­neren und über­dachten Sport­an­lagen in der Nach­bar­schaft ansteigt, und zwar deut­lich.

Jüngere und nicht mehr so mobile ältere Nutzer sind auf Ange­bote in kurzer Entfer­nung ange­wiesen. Sie wollen ihrem Sport spontan, komfor­tabel und zeit­lich flexibel nach­gehen. Die Kombi­na­tion aus zeit­ge­mäßen Kern­sport­stätten und bedarfs­ge­rechten Weiter­ent­wick­lungen wie der Frei­luft­halle kann genau das bieten.

Anders gesagt: Das Ding hat Zukunft.

Autor

Johannes Bühl­be­cker
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