Sporthalle Szent Gellért in Budapest

Lass dich eingraben

 

 

építész stúdió

Der Baukörper macht keinerlei Anstalten, sich mit der historischen Bausubstanz der Schule anzulegen. Das ist sehr wohltuend.

építész stúdió

Vorgefunden

Die Sport­halle Szent Gellért (Szent Gellért Terem) in Buda­pest ist ein heraus­ra­gendes Beispiel für das Bauen im Bestand – und nicht nur dafür. Sie entstand für das Gymna­sium St. Margaret aus den 1930er Jahren.

Der Entwurf des unga­ri­schen Büros építész stúdió wurde in erster Linie vom viel­zi­tierten Genius Loci bestimmt. Das Grund­stück weist ein starkes Gefälle auf und bot auf einer brach­lie­genden Fläche hinter der Schule genü­gend Platz, um das Gebäude und die notwen­digen Erschlie­ßungs­flä­chen aufzu­nehmen.

Die Planer entschieden sich dafür, die Sport­halle Szent Gellért einzu­graben. Dies hat gravie­rende Auswir­kungen auf die Erschei­nung der Halle, auf ihre Umge­bung und natür­lich auch auf ihre innere Orga­ni­sa­tion.

Verschwunden

Die sicht­bare Größe des Baukör­pers wird um mehr als die Hälfte redu­ziert. Hinter der Schule steigt das Gelände stark an, weite Teile der Halle wurden also unter dem Grün des Hangs versteckt.

Die Rück­seite der Sport­halle Szent Gellért ist voll­ständig im Hang verschwunden, die Seiten­fas­saden wachsen aus dem Gelände heraus. Die Gale­rie­ebene hinter der Südfas­sade ist dagegen voll­ständig wahr­nehmbar und öffnet sich zur Schule mit großen Glas­flä­chen.

Das Dach wird zur ebenso viel­zi­tierten fünften Fassade – und durch ein zusätz­li­ches Spiel­feld sogar nutzbar. Die unge­wöhn­liche Ball­fang­ein­rich­tung gibt dem Ganzen enorme Leich­tig­keit – und ergibt den totalen Kontrast zum detail­freu­digen Schul­ge­bäude.

Verloren

Grund­stück und Garten haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Früher standen hier herr­schaft­liche Terrassen, deren Charakter aller­dings im Zweiten Welt­krieg verloren ging. Zuletzt lag die Fläche brach.

Die Wieder­her­stel­lung dieses Gartens mit histo­ri­scher Neigung und der „Dach­ter­rasse“ für das Spiel­feld ist nicht nur aus funk­tio­naler Sicht ausge­spro­chen sinn­voll, es erin­nert auch an den neoba­ro­cken Vorgänger der Sport­halle Szent Gellért.

Organisation

Die Halle wird über die Rück­seite des Gymna­siums St. Margaret, also über den Schulhof, erschlossen. Der Eingang, die Umkleiden und Duschen für die Sportler sowie die Lehrer- und Lager­räume befinden sich sämt­lich auf der Spiel­feld­ebene. Das bedeutet kurze Wege und spart Zeit, und das ist natür­lich auch für den Schul­sport hilf­reich.

Zuschauer errei­chen das Hallen­in­nere über die darüber liegende Gale­rie­ebene. Eine groß­zü­gige Lobby mit Blick auf das Spiel­feld führt die Gäste auf die Tribünen.

Zugänge und Wege­füh­rungen für Sportler und Zuschauer sind also getrennt und führen auf verschie­denen Ebenen zum Herz­stück der Halle, dem Spiel­feld. Hier finden neben dem Schul­sport vor allem Basket­ball und Volley­ball sowie Fitness­kurse statt – bisweilen auch gleich­zeitig.

Die Eingangs­be­reiche sind bewusst ruhig gehalten. építész stúdió nennen sie „ein dunkles Inter­mezzo“ zwischen dem Außen­be­reich und der licht­durch­flu­teten Halle, die dank der weit geöff­neten Fassade in stän­diger visu­eller Verbin­dung mit der Schule steht.

Zurückhaltung

Der Baukörper macht keinerlei Anstalten, sich mit der histo­ri­schen Bausub­stanz der Schule anzu­legen. Das ist sehr wohl­tuend.

Diesem zurück­hal­tenden Ansatz entspre­chend haben die Planer möglichst einfache Mate­ria­lien verwendet. Es domi­nieren Holz, Glas und Sicht­beton. Wo es für den tägli­chen Gebrauch notwendig ist, wurde die Beton­kon­struk­tion mit Holz­ober­flä­chen ausge­kleidet.

Der Ball­fang­zaun auf dem Dach wird von eng stehenden, verzinkten Stabele­menten gebildet. Sie wirken im Vergleich zum mono­li­thi­schen Baukörper der Sport­halle Szent Gellért fast durch­sichtig – oder wie eine Beloh­nung. Das Raster ist streng, aber dennoch neben dem detail­freu­digen Monu­ment der Schule kaum wahr­nehmbar.

Alles wirkt im besten Sinne einfach. Das muss man erstmal so hinkriegen.

Projektdaten

Architekt

építész stúdió
1016 Buda­pest,
HU — Krisz­tina krt. 71

Bauherr

Szent Margit Gimná­zium

Eröffnung

2020

Adresse
Szent Margit Gimná­zium
1114 Buda­pest
HU — Villányi út 5–7
Fotos

Gergely Kenéz

Text

Johannes Bühl­be­cker
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