Field of dreams

Das Rwanda Cricket Stadium

Geschichte

Vor dem Völker­mord von 1994 wurde in Ruanda kaum Cricket gespielt. Zurück­keh­rende Flücht­linge brachten das Spiel mit. Mitt­ler­weile gibt es landes­weit 7.000 Spieler und Cricket spielt eine wich­tige Rolle im Heilungs­pro­zess des Landes. Mit der Einwei­hung des Rwanda Cricket Stadium ist dieser Prozess einen großen Schritt weiter­ge­kommen.

Das Rwanda Cricket Stadium ist sehr auf Nach­hal­tig­keit ausge­legt: Weniger Kohlen­di­oxid­aus­stoß, Wasser­ein­spa­rung, umwelt­ver­träg­li­ches Design. Das Stadion schafft Arbeits­plätze für die lokale Bevöl­ke­rung und bietet Einnah­me­quellen, die den Unter­halt der Anlage und weitere Inves­ti­tionen in das Spiel ermög­li­chen. Der Baupro­zess wurde über­wie­gend mit einhei­mi­schen Arbeits­kräften durch­ge­führt. Zu verdanken ist das Stadion vor allem der Ruanda Cricket Stadium Foun­da­tion, welche die für den Bau benö­tigte Summe von 1,1 Million Euro aufge­bracht hat.

Die Tribüne ist eher ein Pavillon, der in Zukunft auch als HIV-Test­zen­trum und Restau­rant dienen soll. Eine phan­tas­ti­sche Inge­nieur­leis­tung, gebaut aus 66.000 hand­ge­fer­tigten Fliesen in Schichten und ohne Beton. Seine Wölbungen stellen die Flug­bahn eines sprin­genden Balls dar. Die Zuschau­er­plätze wurden durch Gelän­de­mo­du­la­tion aus der Erde heraus entwi­ckelt. Sie ahmen die terras­sierten Bauern­höfe auf den steilen Hügeln rund um Kigali nach, die ihrer­seits eine spek­ta­ku­läre Kulisse bilden. Das Spiel­feld ist das einzige flache Stück Land in Sicht­weite, Ruandas Ruf als „Land der tausend Hügel” ist verdient.

Architekt

Light Earth Designs
Pioneer House
Chivers Way
Histon
Cambridge
Cambridgeshire
UK-CB24 9NL

Team

Tim Hall, Michael Ramage, Ana Gatóo, Ben Veyrac, Wesam Al Asali, Anton Larsen, Marco Groenstege, Oliver Hudson, Killian Doherty

Bauherr

Rwanda Cricket Stadium Foundation
FOTOS

[justified_image_grid preset=11 ng_gallery=79]

Konstruktion

Die Fliesen wurden vor Ort aus lokalen Mate­ria­lien von ange­lernten Einhei­mi­schen herge­stellt. Sie wurden mit einer kleinen Zugabe von Zement hydrau­lisch gepresst und mussten nicht gebrannt werden. Sie wurden schicht­weise auf ein provi­so­ri­sches Holz­ske­lett gelegt und sind für Spann­weiten von bis zu 16 Metern geeignet. Geogitter wurden hinzu­ge­fügt, um einen gewissen seis­mi­schen Schutz zu bieten. Die Schalen sind wasser­dicht und wurden dann mit lokalem gebro­chenem Granit (der überall im Land zu finden ist) über­zogen.

In die Gewölbe werden einfache, effi­zi­ente und dünne Beton­ti­sche einge­setzt, die Platz für die geschlos­senen Funk­tionen der Service­be­reiche bieten: Umklei­de­räume, Büros, Restau­rant. Diese Tische sind mit natür­li­chen ruan­di­schen Fliesen gestaltet. Die offenen Mezza­nine – die Bar und das Club­haus – bieten einen herr­li­chen Panora­ma­blick über das Oval und in die wunder­schöne Land­schaft.

Mit Hilfe von Ziegel­steinen werden Grenzen und Zwischen­räume defi­niert, die oft in perfo­rierter Fugen verlegt werden, so dass Luft und Licht hindurch gelangen. Für den Boden­belag werden die Abfälle des ruan­di­schen Granit­bo­dens und der Arbeits­platten verwendet. Die Sperr­holz-Recht­ecke, aus denen die Fliesen gepresst werden, werden als Arbeits­platten wieder­ver­wendet, während Holz und Sperr­holz aus der Gewöl­be­füh­rung zu Türen verar­beitet werden, so dass ein Maximum an Abfall­stoffen in die Primär­pro­duk­tion gelangt. Die Stütz­mauern bestehen entweder aus lokalen Granit­blö­cken oder sind hohl, um die Bepflan­zung zu ermög­li­chen.

Autor

Light Earth Designs
Johannes Bühlbecker

Fotograf

Light Earth Designs
Michael Ramage, Jonathan Gregson

Adresse

Unnamed Road
Ruanda

Luftbild

Danke, Google!
LAGEPLAN
SCHNITT
EBENE 0
EBENE 1

Ausblick

Das Gebäude wächst aus dem Erdwall, der sich bei der Nivel­lie­rung des Spiel­feldes gebildet hat — und wird ein Teil der Land­schaft. Die Aufschüt­tung schafft ein wunder­schönes natür­li­ches Amphi­theater mit herr­li­chem Blick auf das Spiel­feld und das Feuchttal dahinter.

Während die Sprache des Gebäudes von Fort­schritt und Dynamik durch extreme Struk­tur­ef­fi­zienz zeugt, stammen die Mate­ria­lien aus der Natur, vom Hand­ge­machten und vom Mensch­li­chen. Es handelt sich um ein Gebäude, das von Einhei­mi­schen aus ruan­di­schen Mate­ria­lien gebaut wurde.

Wie so oft gibt der Sport – hier das Rwanda Cricket Stadium – den Menschen Perspek­tive und Hoff­nung. Seine Unvoll­kom­men­heit wird gefeiert. Sie ist mensch­lich und schön.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner