Field of dreams
Das Rwanda Cricket Stadium
Geschichte
Vor dem Völkermord von 1994 wurde in Ruanda kaum Cricket gespielt. Zurückkehrende Flüchtlinge brachten das Spiel mit. Mittlerweile gibt es landesweit 7.000 Spieler und Cricket spielt eine wichtige Rolle im Heilungsprozess des Landes. Mit der Einweihung des Rwanda Cricket Stadium ist dieser Prozess einen großen Schritt weitergekommen.
Das Rwanda Cricket Stadium ist sehr auf Nachhaltigkeit ausgelegt: Weniger Kohlendioxidausstoß, Wassereinsparung, umweltverträgliches Design. Das Stadion schafft Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung und bietet Einnahmequellen, die den Unterhalt der Anlage und weitere Investitionen in das Spiel ermöglichen. Der Bauprozess wurde überwiegend mit einheimischen Arbeitskräften durchgeführt. Zu verdanken ist das Stadion vor allem der Ruanda Cricket Stadium Foundation, welche die für den Bau benötigte Summe von 1,1 Million Euro aufgebracht hat.
Die Tribüne ist eher ein Pavillon, der in Zukunft auch als HIV-Testzentrum und Restaurant dienen soll. Eine phantastische Ingenieurleistung, gebaut aus 66.000 handgefertigten Fliesen in Schichten und ohne Beton. Seine Wölbungen stellen die Flugbahn eines springenden Balls dar. Die Zuschauerplätze wurden durch Geländemodulation aus der Erde heraus entwickelt. Sie ahmen die terrassierten Bauernhöfe auf den steilen Hügeln rund um Kigali nach, die ihrerseits eine spektakuläre Kulisse bilden. Das Spielfeld ist das einzige flache Stück Land in Sichtweite, Ruandas Ruf als „Land der tausend Hügel” ist verdient.
FOTOS
Konstruktion
Die Fliesen wurden vor Ort aus lokalen Materialien von angelernten Einheimischen hergestellt. Sie wurden mit einer kleinen Zugabe von Zement hydraulisch gepresst und mussten nicht gebrannt werden. Sie wurden schichtweise auf ein provisorisches Holzskelett gelegt und sind für Spannweiten von bis zu 16 Metern geeignet. Geogitter wurden hinzugefügt, um einen gewissen seismischen Schutz zu bieten. Die Schalen sind wasserdicht und wurden dann mit lokalem gebrochenem Granit (der überall im Land zu finden ist) überzogen.
In die Gewölbe werden einfache, effiziente und dünne Betontische eingesetzt, die Platz für die geschlossenen Funktionen der Servicebereiche bieten: Umkleideräume, Büros, Restaurant. Diese Tische sind mit natürlichen ruandischen Fliesen gestaltet. Die offenen Mezzanine – die Bar und das Clubhaus – bieten einen herrlichen Panoramablick über das Oval und in die wunderschöne Landschaft.
Mit Hilfe von Ziegelsteinen werden Grenzen und Zwischenräume definiert, die oft in perforierter Fugen verlegt werden, so dass Luft und Licht hindurch gelangen. Für den Bodenbelag werden die Abfälle des ruandischen Granitbodens und der Arbeitsplatten verwendet. Die Sperrholz-Rechtecke, aus denen die Fliesen gepresst werden, werden als Arbeitsplatten wiederverwendet, während Holz und Sperrholz aus der Gewölbeführung zu Türen verarbeitet werden, so dass ein Maximum an Abfallstoffen in die Primärproduktion gelangt. Die Stützmauern bestehen entweder aus lokalen Granitblöcken oder sind hohl, um die Bepflanzung zu ermöglichen.
Ausblick
Das Gebäude wächst aus dem Erdwall, der sich bei der Nivellierung des Spielfeldes gebildet hat — und wird ein Teil der Landschaft. Die Aufschüttung schafft ein wunderschönes natürliches Amphitheater mit herrlichem Blick auf das Spielfeld und das Feuchttal dahinter.
Während die Sprache des Gebäudes von Fortschritt und Dynamik durch extreme Struktureffizienz zeugt, stammen die Materialien aus der Natur, vom Handgemachten und vom Menschlichen. Es handelt sich um ein Gebäude, das von Einheimischen aus ruandischen Materialien gebaut wurde.
Wie so oft gibt der Sport – hier das Rwanda Cricket Stadium – den Menschen Perspektive und Hoffnung. Seine Unvollkommenheit wird gefeiert. Sie ist menschlich und schön.