“Gesundheit!”

Unsere Sportmotive verändern sich

von Anja Kirig

Megatrend Gesundheit

Gesund­heit wird als einer der zwölf soge­nannten Mega­trends defi­niert. Die anderen elf sind laut „Zukunfts­in­stitut“ Gender Shift, Globa­li­sie­rung, Indi­vi­dua­li­sie­rung, Konnek­ti­vität, Mobi­lität, Neo-Ökologie, New Work, Sicher­heit, Silver Society, Urba­ni­sie­rung und Wissens­kultur.

Meiner Einschät­zung nach verän­dert sich der Mega­trend Gesund­heit gerade elementar und wird in naher Zukunft mehr in einem Mega­trend „Lebens­qua­lität“ aufgehen. In diesem Kontext lässt sich auch beob­achten, wie sich Gesund­heit als Sport­motiv verän­dert und die Sport­ge­sell­schaft neu belebt.

Die innere Balance als Sportmotiv

Im Zentrum der Verän­de­rung steht die gesund­heit­liche Moti­va­tion. Sind es derzeit noch vor allem die rein physi­schen Aspekte wie Gewichts­re­duk­tion, Kardio­trai­ning, Rücken­schmerzen oder allge­meine Prophy­laxe, steht künftig der Wunsch nach einem ganz­heit­li­chen Wohl­be­finden im Sinne mentaler Ausge­gli­chen­heit vermehrt im Zentrum unserer Bemü­hungen. Und davon profi­tieren vor allem die Outdoor-Sport­arten. Sich draußen zu bewegen, ob in der Gruppe oder allein, wird als neue Quelle für mehr Resi­lienz erkannt.

Zwar predigen die Gesund­heits­päpste schon seit Jahren die heil­same Wirkung der Bewe­gung für die Psyche, doch bisher erreichte dieser Ratschlag vor allem jene Menschen in bereits patho­lo­gi­schen Zuständen. Wer sich ungern als depressiv, ängst­lich, ausge­brannt, emotional instabil etc. pp. outete oder einfach nur temporär schlechter drauf war (wer ist das nicht mitunter?), fühlte sich hier nur wenig ange­spro­chen. Zwischen der Leis­tungs-Tracking-Trail-Swim-Bike-Run-Commu­nity und der Kunda­lini-Yoga-gegen-Sucht-Gruppe klaffte bisher eine Lücke, in der diese Menschen keine Sport-Commu­nity fanden. Diese Lücke schließt der Mega­trend Gesund­heit.

Weder 12 Schritte noch 12 Stunden-Ultra-Lauf

Die Anfor­de­rungen an das Indi­vi­duum, die Komple­xität und Schnell­le­big­keit des Alltags werden von vielen als immer heraus­for­dernder empfunden. Das Bedürfnis nach Ausgleich, mehr innerer Stärke und Stabi­lität wächst analog dazu. Erste Unter­su­chungen belegen, welche Kraft Outdoor-Sport wie Moun­tain­biken, Klet­tern, Kajaken, Frei­was­ser­schwimmen für das mentale Wohl­be­finden haben kann. Speziell Frauen profi­tieren davon. Neue Tech­no­lo­gien wie die E‑Bikes geben auch weniger sport­li­chen oder älteren Menschen neue Frei­heiten.

Daher treffen wir uns heute weniger unter dem exklu­siven Motto „Burnout“, „Angst“, „Depres­sion“ oder „Sucht“ zum Sport. Und ebenso wenig, um Best­zeiten zu errei­chen. Statt­dessen steht beim Mega­trend Gesund­heit die Stei­ge­rung des ganz­heit­li­chen Wohl­be­fin­dens, der gene­rellen Zufrie­den­heit, inneren Stabi­lität und eben der Resi­lienz (Wider­stands­fä­hig­keit) im Fokus.

Neue Communities zwischen Selbsthilfe und Sport

Die neuen Commu­ni­ties für den Mega­trend Gesund­heit befinden sich in einem Vortex zwischen Selbst­hil­fe­gruppe und Sport­gruppe, sind beides und nichts davon. Die neue infor­mellen Gruppen – online wie offline –  setzen sich aus einem bunten Mix an Menschen zusammen, für die „Self-Care“ im Mittel­punkt der Akti­vität steht. Moti­va­tion kann eine leichte oder ausge­wach­sene Depres­sion sein, die Meno­pause oder der Arbeits­stress, die Einsam­keit oder der Wunsch nach Trans­for­ma­tion.

#Runandtalk oder Moun­tain for the Minds sind solche bereits in orga­ni­sierte Form gebrachte Konzepte in Groß­bri­tan­nien. Ange­bote dieser Art dürfen nicht eine Diagnose oder poten­zi­elle Erkran­kung in den Vorder­grund stellen, sondern müssen den trans­for­ma­tiven Mehr­wert anspre­chen. In den neuen Sport­com­mu­ni­ties kommt es nicht in erster Linie auf Schnel­lig­keit oder Best­zeit an, sondern auf die Wirkung.

Nature & Mind

Unter diesem Motto stand auch ein entspre­chendes Festival in Corn­wall Anfang Oktober. An dem ganz­jährig geöff­neten Gezeiten-Pool in Bude – mit aktiven Winter­schwim­me­rinnen – fand an 3 Tagen das Kunst- und Kommu­ni­ka­tions-Event Reflect Arts & Mind Project statt. Im Fokus standen die posi­tiven Einflüsse, welche die Küste, der Gezei­ten­pool, die Land­schaft auf den Menschen haben. Aber auch die Heraus­for­de­rungen der ruralen Gegenden wurden ange­spro­chen. Während der Städter in der Gemein­schaft einsam ist, fühlen sich die Menschen auf dem Land abge­schnitten von Infra­struktur, Zugang und Technik. Auch das eine Heraus­for­de­rung für die innere Stabi­lität des Indi­vi­duums.

Ob Hyper­kom­ple­xität im Alltag oder fehlender Zugang die Motive sind, die zum Wunsch nach mehr Resi­lienz und zur Etablie­rung von mehr Self-Care führen: Der Mega­trend Gesund­heit und seine Entwick­lung werden den Outdoor­sport der Zukunft immer mehr prägen.

Anja Kirig

Anja Kirig ist seit 2005 als Trend- und Zukunfts­for­scherin tätig. Im Mittel­punkt ihrer Arbeit stehen sozio­kul­tu­relle Entwick­lungen und deren Auswir­kungen auf die Gesell­schaft und die sich daraus erge­benden neuen Bedürf­nisse.

Schwer­punkte bilden die Bereiche Tourismus sowie Sport und Frei­zeit. Außerdem forscht Anja Kirig zu Themen rund um Gesund­heit und Ernäh­rung, Neo-Ökologie sowie Diver­sity.

Als diplo­mierte Sozi­al­wis­sen­schaften (Poli­to­logie) hat sie ein breites Inter­es­sens­spek­trum und kann sich schnell für neue Themen und Arbeits­felder begeis­tern.

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