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​Das Hallenbad Riedlingen

4a Architekten

Situation

Das Hallenbad Ried­lingen steht am nörd­li­chen Stadt­rand, in direkter Nach­bar­schaft zu einem Schul­campus mit Real­schule und Gymna­sium. Ried­lingen liegt in Baden-Würt­tem­berg, am Fuß der Schwä­bi­schen Alb. Hier leben 10.000 Menschen, denen bisher ledig­lich ein in die Jahre gekom­menes Lehr­schwimm­be­cken zur Verfü­gung stand.

Um den Neubau des Hallen­bades zu ermög­li­chen, bezog die Stadt die umlie­genden Gemeinden in die Planung und Finan­zie­rung ein.

Dem Erschei­nungs­bild haben die finan­zi­ellen Restrik­tionen nicht geschadet. Ein straffer und augen­schein­lich sehr gut orga­ni­sierter Baukörper steht selbst­be­wusst, kompakt und dank seiner großen Glas­flä­chen sehr einla­dend am Orts­ein­gang. Außerdem fügt sich das Hallenbad Ried­lingen so schön wie vernünftig in einen beträcht­li­chen Hang ein. 

Geplant und gebaut wurde das Bad von 4a Archi­tekten aus Stutt­gart.

Finanzierung & Nutzung

Der Bau und vor allem der Betrieb von Hallen­bä­dern stellen für Kommunen und klei­nere Gemeinden wie Ried­lingen eine enorme finan­zi­elle Heraus­for­de­rung dar.

Um ein solches Projekt dennoch stemmen zu können, holten die Verant­wort­li­chen in langen Verhand­lungen sechs benach­barte Gemeinden – die heißen Altheim, Dürmen­tingen, Lange­nenslingen, Ertingen, Unlingen und Utten­weiler – und den Land­kreis Biberach ins Boot. Am Ende kamen so 2,25 Millionen Euro der insge­samt 6,26 Millionen Euro Baukosten zusammen.

Die Anbah­nung dieses Projekts hat fast zehn Jahre gedauert, die Umset­zung dagegen ging ziem­lich flott: Nach knapp 21 Monaten Bauzeit wurde das Hallenbad Ried­lingen im Sommer 2019 eröffnet.

Das Bad wird nun vorrangig von den Schulen und Vereinen der betei­ligten Gemeinden genutzt. Abends und an den Wochen­enden steht es dem öffent­li­chen Bade­be­trieb zur Verfü­gung.

Erschließung & Grundriss

Der Zugang erfolgt eben­erdig und barrie­re­frei von Südwesten. Der Grund­riss ist straff und klar orga­ni­siert. Die Wege­füh­rung, insbe­son­dere im Bereich der Umkleiden, ist logisch, die Orien­tie­rung einfach.

Das Erdge­schoss umfasst die Eingangs­halle, den Umkleide- und Sani­tär­be­reich mit Lager­räumen sowie die Schwimm­halle. Der Eingangs­be­reich wurde stüt­zen­frei ausge­bildet. Foyer und Schwimm­halle sind nur durch eine raum­hohe Vergla­sung vonein­ander getrennt. Das schafft maxi­male Trans­pa­renz und leichte Orien­tie­rung.

Von der Eingangs­halle gelangt der Bade­gast direkt in die Wechsel- und Sammel­um­kleiden. Dahinter liegt der Dusch­be­reich. Groß­zü­gige vier Sammel­um­kleiden, je zwei für Damen und Herren, gewähr­leisten reibungs­lose Abläufe. Das funk­tio­niert auch dann sehr gut, wenn das Bad durch mehrere Schul­klassen gleich­zeitig belegt ist.

Die Schwimm­halle bietet ein Mehr­zweck­be­cken mit den Abmes­sungen 10 x 25 m (vier Bahnen) und ein Lehr­schwimm­be­cken (5,90 x 10 m).

Technik

Im Unter­ge­schoss, das dank der Hang­lage des Gebäudes teil­weise im Erdreich liegt, ist die gesamte Gebäu­de­technik unter­ge­bracht. Hier befindet sich auch ein BHKW, welches der Wärme- und Strom­ver­sor­gung für das gesamte Bad dient.

Die Tech­nik­räume sind eben­erdig vom tiefer­lie­genden Park­platz aus zugäng­lich. Von der Bade­ebene aus führt eine Treppe im Schwimm­meis­ter­raum hinunter.

Fassade

Die Schwimm­halle ist an zwei Seiten raum­hoch verglast. Das lässt sie noch groß­zü­giger erscheinen und bietet präch­tige Ausblicke in die schöne umge­bende Land­schaft. Die Stirn­seite ist boden­bündig verglast, eine gelochte Holz­ver­klei­dung stellt den Anschluss an die Decken­ele­mente her.

Die Fassade ist in geschlos­sene, halb­of­fene und offene Bereiche geglie­dert. Hinter den geschlos­senen Fassa­den­ele­menten, einer vorge­hängten hinter­lüf­teten Alumi­ni­um­fas­sade, verbirgt sich der Barfuß­gang in den Umkleide- und Dusch­be­rei­chen. Das Fens­ter­band ist hier so ange­ordnet, dass der Bereich nicht einsehbar ist und dennoch groß­zügig mit Tages­licht versorgt wird. Auch die Dusch­be­reiche wurden mit einem Ober­licht­band in Rich­tung Schwimm­halle und Barfuß­gang ausge­stattet.

Konstruktion

Das Gebäu­de­trag­werk im Unter­ge­schoss sowie die tragenden Innen- und Außen­wände im Erdge­schoss wurden aus Stahl­beton errichtet. Die nicht tragenden Innen­wände wurden beto­niert.

Im Erdge­schoss spannt ein sicht­bares Stahl­trag­werk aus Doppel-T-Trägern über die gesamte Gebäu­de­breite von 18 Metern. Die Träger ruhen auf schlanken Stahl­rund­stützen, die direkt vor den trans­pa­renten Fassaden stehen. Den oberen Gebäu­de­ab­schluss bilden vorge­fer­tigte, trag­fä­hige Lignatur-Flächen­ele­mente aus Holz, die mit einem Steh­falz­blech einge­deckt wurden.

Raum­seitig sind die weiß lasierten Decken­ele­mente mit einer Akus­tik­lo­chung versehen — ebenso wie die Wand­ver­klei­dung aus Holz an der Gebäu­de­stirn­seite. Ihre gleich­mä­ßige Struktur und helle Optik prägen das Bad und schaffen eine ange­nehm ruhige Atmo­sphäre. Ledig­lich der Dusch­be­reich wurde mit einer abge­hängten Holz­la­mel­len­decke verkleidet.

​Atmosphäre

Das äußere Erschei­nungs­bild des Hallen­bades Ried­lingen wird durch die Wech­sel­wir­kung zwischen den groß­zü­gigen Glas­flä­chen und der einrah­menden Blech­ver­klei­dung geprägt. Die Farb­ver­läufe der Metall­ver­klei­dung in unter­schied­li­chen Rot- und Oran­ge­tönen geben dem Bad eine ganz eigene Mischung aus Pep und Erha­ben­heit – je nach Licht­stim­mung und Wetter­lage.

Im Innern des Bades sorgen grüne Spinde, Umkleiden und Ablagen für die farb­li­chen Akzente. Sämt­liche Konstruk­ti­ons­ele­mente aus Stahl wurden weiß beschichtet. Durch die Kombi­na­tion mit den weiß lasierten Wand­ver­klei­dungen, den weiß lasierten Decken­ele­menten und den Sicht­be­ton­wänden wirkt die Bade­halle hell und freund­lich.

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Die Holz­ele­mente an Decken und Wänden sorgen nicht nur für Atmo­sphäre, sondern auch für eine gute Raum­akustik, denn sie redu­zieren die schall­harten Flächen maßgeb­lich. Einen weiteren eleganten Kontrast zu den weiß lasierten Elementen und den farbigen Umkleiden bildet der dunkle Boden­belag aus anthra­zit­far­benem Fein­stein­zeug

Dies ist kein riesiges Bad, und 4a Archi­tekten stand auch kein riesiges Budget zur Verfü­gung. Dank gestal­te­ri­scher Strin­genz, sehr gut aufein­ander abge­stimmter Mate­ria­lien und einem tollen und redu­zierten Farb­kon­zept ist das Hallenbad Ried­lingen aber ganz sicher ein Vorbild für den heutigen kommu­nalen Schwimm­badbau.

Eleganz statt Schnick­schnack.

Wir waren das.

Projekt­be­tei­ligte und Daten

Bauherr & Betreiber

Stadt Ried­lingen
Markt­platz 1
D — 88499 Ried­lingen

 

Eröffnung

2019

Architekten

4a Archi­tekten GmbH
Hall­straße 25
D — 70376 Stutt­gart

 

Fliesen

Agrob Buchtal GmbH
Buchtal 1
D‑92521 Schwar­zen­feld

 

Adresse

Hallenbad Ried­lingen
Ziegel­hüt­ten­straße 47
D — 88499 Ried­lingen

Photos

©Uwe Ditz

Text

Johannes Bühl­be­cker
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