FLOW in Anderlecht

Temporäres Phantasma

FLOW ist ein Prozess, das Freibad ist das Ergebnis. Eine Attraktion für ganz Brüssel, die im fragilen sozialen Kontext von Anderlecht verankert ist.

FLOW will die Behörden davon überzeugen, in dauerhafte Projekte zu investieren, und bietet bis für den Übergang einen Ort, um sich im Sommer abzukühlen.

FLOW ist ein tempo­räres Freibad in der belgi­schen Gemeinde Ander­lecht. Oder, nach Angaben der Planer Jozef Wouters, Mathias Claes, Paul Stein­bruck und Menno Vande­velde, das Modell eines Frei­bades im Maßstab 1:1.

Oder eine Provo­ka­tion, die deut­lich macht, dass es (auch) in Ander­lecht und der nahen Haupt­stadt Brüssel an Plätzen für Frei­bäder mangelt. FLOW will die Behörden davon über­zeugen, in dauer­hafte Projekte zu inves­tieren, und bietet bis für den Über­gang einen zwar kleinen, aber realen, sicheren und inte­gra­tiven Ort, um sich im Sommer abzu­kühlen.

Hinter dem Projekt steckt „Pool is Cool“, eine soge­nannte Bottom-up-Orga­ni­sa­tion, die sich seit 2015 für die Wieder­ein­füh­rung von Frei­bä­dern im Raum Brüssel einsetzt. „Bottom up“ bedeutet in diesem Zusam­men­hang, dass eine Verän­de­rung der herr­schenden Zustände (Mangel an Frei­bä­dern) am besten von unten nach oben erfolgt – also sozu­sagen eins nach dem anderen (bauen).

So entstand mit der Unter­stüt­zung lokaler Orga­ni­sa­tionen und Behörden 2021 das erste öffent­liche Freibad in Brüssel seit mehr als 40 Jahren: FLOW.

Planer

Deco­r­ate­lier Jozef Wouters’

Bauherr

POOL IS COOL

Wassertechnik

Poly­plan-Krei­ken­baum
Stefan Bruns

Inspiriert von Jozef Wouters’ Wirken als Szenograf nutzt FLOW die Szenografie – also die Kunst der Inszenierung im Raum – als Werkzeug und Sprache.

Hinter dem Projekt steckt „Pool is Cool“, eine soge­nannte Bottom-up-Orga­ni­sa­tion, die sich seit 2015 für die Wieder­ein­füh­rung von Frei­bä­dern im Raum Brüssel einsetzt. „Bottom up“ bedeutet in diesem Zusam­men­hang, dass eine Verän­de­rung der herr­schenden Zustände (Mangel an Frei­bä­dern) am besten von unten nach oben erfolgt – also sozu­sagen eins nach dem anderen (bauen).

So entstand mit der Unter­stüt­zung lokaler Orga­ni­sa­tionen und Behörden 2021 das erste öffent­liche Freibad in Brüssel seit mehr als 40 Jahren: FLOW.

FLOW wurde vom Deco­r­ate­lier Jozef Wouters auf einem brach­lie­genden Gelände neben dem Brüs­seler Kanal entworfen und gebaut. Die angren­zende verkehrs­freie Brücke dient der Erschlie­ßung. Das Bad befindet sich in einem Viertel, das sich von einem ehema­ligen Indus­trie­ge­biet zu einem gemischten Wohn- und Geschäfts­viertel mit großer Viel­falt wandelt.

Inspi­riert von Jozef Wouters’ Wirken als Szen­o­graf nutzt FLOW die Szen­o­grafie – also die Kunst der Insze­nie­rung im Raum – als Werk­zeug und Sprache.

FLOW ist ein Prozess, das Gebäude ist das Ergebnis. Das Schwimmbad ist eine Attrak­tion für die gesamte Region Brüssel, aber ein wich­tiges Ziel war es, es im fragilen sozialen Kontext von Ander­lecht zu veran­kern.

Das Büro von Deco­r­ate­lier liegt in der Nähe des Schwimm­bads. Das machte es leichter, den Bau als parti­zi­pa­to­ri­sches Projekt anzu­gehen und 50 Jugend­li­chen mit nied­rigem Schul­ab­schluss in einem Viertel, in dem Arbeits­lo­sig­keit ein echtes Problem ist, Bildung und (zeit­lich begrenzte) Arbeit anzu­bieten.

Die Teil­nehmer arbei­teten nicht nur auf der Baustelle mit, sie meldeten sich auch in öffent­li­chen Diskus­sionen zu Wort und waren in der tägli­chen Verwal­tung des Schwimm­bads aktiv.

Das alles schuf ein Gefühl des gemein­samen Eigen­tums und der Verant­wor­tung, unter­stützt durch zugäng­liche Programme von lokalen Kultur­or­ga­ni­sa­tionen und fami­li­en­ori­en­tierte Akti­vi­täten wie Schwimm­kurse.

Standort

FLOW
Rue de la Petite Île 14
1070 Ander­lecht
Belgien

Eröffnung

2021

Die Bauweise ermöglicht auch künftige Anpassungen, Demontage und Wiederverwendung und unterstützt damit eine nachhaltige Vision.

Die kompakte Form des Frei­bads, das sich um das 17 x 7 m große Becken windet, umfasst grund­le­gende Einrich­tungen wie Umklei­de­räume und Duschen. Charak­te­ris­tisch für das Design sind die mehr­stö­ckigen Sonnen­decks, die das Becken umgeben und auf denen sich die Besu­cher entspannen können, ohne die Privat­sphäre der Schwimmer zu stören.

Deko­ra­tive Elemente von lokalen Künst­lern verstärken das Gefühl, dass es sich um ein tempo­räres Phan­tasma handelt, um einen Traum aus Wasser.

Die geplante biolo­gi­sche Wasser­auf­be­rei­tung war aus gesetz­li­chen Gründen zunächst nicht möglich, wurde aber im Jahr 2023 durch den Einsatz eines ökolo­gi­schen Wasser­rei­ni­gungs­sys­tems mit Pflan­zen­fil­tern erreicht.

Deco­r­ate­lier entwi­ckelte ein Design, das aus sich wieder­ho­lenden Mustern iden­ti­scher Holz­teile besteht, die aus wieder­ver­wer­tetem und nach­hal­tigem Holz herge­stellt werden und auf wieder­ver­wen­dete Metall­ge­stelle zuge­schnitten sind.

Diese Entschei­dung wurde nicht aus ästhe­ti­schen Gründen getroffen, sondern aus dem Wunsch heraus, gemeinsam zu bauen. Die Teile werden mit Tech­niken zusam­men­ge­baut, die leicht an uner­fah­rene Bauherren weiter­ge­geben werden können, um eine „hori­zon­tale Lern­erfah­rung“ zu ermög­li­chen. Diese Bauweise ermög­licht auch künf­tige Anpas­sungen, Demon­tage und Wieder­ver­wen­dung und unter­stützt damit eine nach­hal­tige Vision.

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Fotos

Text

Johannes Bühl­be­cker
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