Das Schwaketenbad in Konstanz
Do it with an architect!
Das neue Schwaketenbad besticht durch Offenheit, vielfältige Angebote, Organisation und Materialwahl.
Behnisch Architekten schufen beindruckende Architektur durch gekonnte innere Organisation, den Bezug zur umgebenden Landschaft und die Auswahl von natürlichen Materialien.
Situation
Das neue Schwaketenbad liegt im Grünen am Stadtrand von Konstanz, zwischen Sportanlagen und Kleingärten an geschichtsträchtiger Stelle. Es ersetzt das alte Schwaketenbad, das 2015 einem Brand zum Opfer fiel, an gleicher Stelle.
Zwei 25-Meter-Schwimmerbecken, ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Kleinkind‑, ein Warmwasser‑, ein Kursbecken mit Hubboden, eine Sprunganlage, zwei Riesenrutschen und ein Wasserspielplatz kennzeichnen das vielseitige Angebot.
Die Planung stammt von Behnisch Architekten.
Spoiler
So viel sei schon verraten: Behnisch Architekten schufen auf einer Fläche von 10.000 m² beindruckende Architektur durch gekonnte innere Organisation, den Bezug zur umgebenden Landschaft und die Auswahl von natürlichen Materialien.
Die Anordnung der Wasserflächen und ihr Zusammenspiel mit den Frei- und Ruhezonen lassen eine von Beginn an spürbar besondere Atmosphäre entstehen. Die unterschiedlichen Raumhöhen verstärken dieses Gefühl und zonieren das Bad je nach Bedarf in ruhige oder auch sehr lebendige Bereiche, ohne den weitläufigen Charakter der Badelandschaft zu beeinträchtigen.
Architekt
Behnisch Architekten, Stuttgart
Stefan Rappold, Alexander Seib, Elena Haibel, Andreas Greiner, Achim Buhse, Karolina Curic, Nevyana Tomeva, Andrew Friedenberg, Hie Gown Ohh, Andreas Peyker
Bauherr & Betreiber
Bädergesellschaft Konstanz mbH
Leichte Glastrennwände zonieren die Ruhebereiche, schirmen den Landebereich der Rutschen ab und schaffen für das Kursbecken und das zweite 25m-Schwimmerbecken ein hohes Maß an Privatheit.
Das Schwimmerbecken liegt im Zentrum der Anlage. Die angrenzenden Nichtschwimmer- und Kinderbecken sowie der Wasserspielplatz werden durch die großflächig verglaste Westseite mit viel Licht versorgt. Im Süden befindet sich der Gastronomiebereich mit Terrasse und Liegewiese im Grünen, im Norden das zweite 25m-Becken für Vereine und Kurse.
An den Kinderbereich schließt sich die Ruhezone mit Liegestühlen, Warmbecken, Dampfbad und Wärmekabine an. Dahinter ist als gesicherter, eigener Bereich die Sprunganlage mit 1‑, 3- und 5‑Meter-Turm angesiedelt. Eine weitere Attraktion sind die zwei 100 und 123 Meter langen Wasserrutschen an der Nordseite.
Badegäste finden sich in der ebenerdigen, eingeschossigen Badehalle leicht zurecht. Leichte Glastrennwände zonieren die Ruhebereiche, schirmen den Landebereich der Rutschen ab und schaffen für das Kursbecken sowie das zweite 25-Meter-Schwimmerbecken ein hohes Maß an Privatheit.
Prägend sind auch die unaufgeregt natürlichen Farbtöne und Oberflächen. Im Foyer fällt insbesondere das harmonische Miteinander der Materialien ins Auge. Dazu gehören die im wilden Verband verlegten, cremebeigen Bodenfliesen von Agrob Buchtal, die Deckenbekleidung aus Fichten-Kanthölzern und einige Sichtbetonwände.
Den ersten leisen Farbakzent setzen rote Sichtschutzwände, die in den angrenzenden, ebenfalls mit cremebeigen Bodenfliesen ausgestatteten Umkleidebereich überleiten. Nach Passieren der Umkleiden und Duschen gelangen die Badegäste in einen Durchgang mit in noblen Blautönen schimmernden Mosaikfliesen.
Neben der skulpturalen Dachgestaltung und den eingesetzten Materialien bestimmen die großzügigen Glasfassaden den Charakter des Schwaketenbades. „Wie ein leichter, nahezu nicht wahrnehmbarer Vorhang“ begrenzen sie nach den Worten der Architekten das Haus und treten lediglich als thermischer Abschluss in Erscheinung.
Das führt vor allem zu uneingeschränkten Blickbeziehungen in die umliegende Natur mit viel Grün und herrlichem Baumbestand. Der bewusste Einsatz einer natürlichen Materialität schafft Bezüge – zum Beispiel durch die Holzdecken mit filigranen, naturbelassenen Fichtenkanthölzern. Die Höhenstaffelung der Dächer lässt Lichtbänder entstehen, die einen besonders stimmungsvollen Tageslichteinfall erlauben.
Ein anderes wichtiges Ziel war es, das Schwaketenbad und seine Energieversorgung so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Die gesamte Dachlandschaft ist daher mit Photovoltaik-Modulen der Stadtwerke Konstanz belegt. Der überwiegende Teil der Wärme wird über Blockheizkraftwerkmodule und Abwärme gewonnen. Auf diese Weise können etwa 171 Tonnen CO2 Emissionen pro Jahr eingespart werden.
Das neue Schwaketenbad entspricht den Anforderungen an ein heutiges Schwimmbad in jeder Beziehung. Es empfängt seine Gäste mit Offenheit, ist in vollem Einklang mit seiner Umgebung, macht vielfältige Angebote an ganz unterschiedliche Nutzergruppen und besticht durch seine innere Organisation und den Einsatz gründlich ausgewählter und verbauter Materialien.
Fotos
David Matthiessen
Text
Johannes Bühlbecker
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