Die Schönheit des Zufalls

Impression Sanjie Liu in Yizhou

IILab.

Liu Sanjie

Liu Sanjie war ein einfa­ches Mädchen und eine begna­dete Sängerin, die sich vor knapp 1.000 Jahren mit der Obrig­keit anlegte. Auf der Flucht verwan­delten sie und ihr Liebster sich in Lärchen, wodurch sie für immer zusam­men­bleiben können. Soweit die Sage.

Liu Sanjies Geschichte wird seit 2004 mit mehr als 600 Mitwir­kenden in der unglaub­li­chen Natur der südchi­ne­si­schen Stadt Yizhou aufge­führt. Das Spek­takel heißt „Impres­sion Sanjie Liu“ und ist völlig zu Recht enorm erfolg­reich. Die 10.000 Zuschauer fassende Natur­bühne gilt als die größte der Welt.

Jetzt wurde die Anlage erwei­tert.

Landschaft

Die Impres­sion Sanjie Liu befindet sich in einer der drama­tischsten Land­schaften Chinas. Bekannt sind vor allem die Karst­felsen und die Outdoor-Frei­zeit­an­ge­bote. Der Stadt­teil Yangshuo liegt zwischen Bergen wie dem Bilian Feng (Grüner Lotus-Gipfel), auf dessen Spitze ein Wanderweg führt.

Bei einer Land­schaft, die so groß­artig ist, würden alle Versuche, gestal­te­risch zu konkur­rieren, wenig Sinn ergeben. Daher beschlossen die Planer von IILAb., diese unglaub­liche Umge­bung durch natür­liche Elemente zu ergänzen – im Wesent­li­chen durch Bambus.

Grundstück

Die Show „Impres­sion Sanjie Liu“ ist bestens etabliert, sie läuft ja auch schon seit 16 Jahren. Die raum­grei­fende Show unter­hält ihre Gäste in zwei Berei­chen an beiden Enden des Grund­stücks am Ufer des Flusses Li: Es gibt den Eingang mit einer Pagode, und es gibt die Haupt­bühne am anderen Ende des Ufers.

Zwischen diesen beiden Berei­chen passierte bisher wenig. Das haben IILab. auf wunder­volle Art und Weise geän­dert.

Stützen

Die ersten, gefloch­tenen Stützen aus Bambus geben den ankom­menden Besu­chern Orien­tie­rung. Im weiteren Verlauf tragen diese Stützen zusam­men­hän­gende Dächer zwischen mäch­tigen Bambus­bü­schen. Bei aller Schön­heit erfüllen diese auch so profane Funk­tionen wie den Wetter­schutz, und der ist in dieser regen­rei­chen Region sehr will­kommen.

Zu Beginn des Weges strahlen klei­nere Öffnungen in den Bambus­struk­turen Signale von punk­tu­ellem Licht aus. Wenn man näher­kommt, werden diese „Laternen“ immer größer, bis sie begehbar sind. Ihre Struktur bleibt dabei immer gleich: Bambus­stäbe, mit Bambus umflochten.

Die Schönheit des Zufalls

Bei genauerem Hinsehen bekommt man einen Eindruck von der Schön­heit des Zufalls. Diese Schön­heit kann nur entstehen, wenn etwas wirk­lich von Hand gebaut wird.

So zeigen die etwas dunk­leren Bambus­rahmen Markie­rungen an den Stellen, an denen sie mit Feuer und Hitze gebogen wurden, um die geschwun­genen Silhou­etten der Laternen zu schaffen. Die einhei­mi­schen Hand­werker haben zahl­lose Bambus­streifen Stück für Stück in einem zufäl­ligen, unbe­ab­sich­tigten Muster aufge­fä­delt. Diese Struktur benö­tigt keine Nägel und keinen Leim, um seine Form zu halten.

Diese Produk­ti­ons­me­thode ist ein Muster­bei­spiel für eigent­lich kompli­zierte Struk­turen, die durch hand­werk­li­ches Können und das mensch­liche Gespür für Schön­heit eine klare Form erfahren.

Laternen

Bei Tages­licht erscheinen die Laternen solide, der gelb­liche Farbton der gefloch­tenen Schale ist absolut im Einklang mit der grünen Umge­bung. In der Nacht verän­dert sich der Charakter der Laternen vom unnach­gie­bigen Trag­werk zur porösen Hülle.

Von den Stützen in einem Laby­rinth von Laternen getragen, wirkt die Struktur des Daches ziem­lich selbst­ver­ständ­lich. Die hand­ge­floch­tene Umman­te­lung verdeckt, was vorne und was hinten liegt.

Das Dach erstreckt sich auf einer Länge von 140 Metern. Es nimmt die Form einer umge­kehrten Land­schaft an, die sich zwischen den verschie­denen Ober­flä­chen wellen­förmig ausbreitet.

Momente der Aufführung

Als Hommage an die thea­tra­li­schen Gesten der Impres­sion Sanjie Liu finden sich Momente der Auffüh­rung in vielen Teilen des Entwurfs wieder – so zum Beispiel die Hand­ar­beit oder der Bambus und die Span­nung, die er erzeugt.

Ein weiteres Beispiel ist die Topo­gra­phie der Über­da­chung, die wie frei­tra­gend zwischen dem Bambus­säulen hin und her tanzt. Auch die Art und Weise, wie sich die Gäste von Laterne zu Laterne bewegen (sollen), ist bereits Teil der Auffüh­rung.

Ganz großes Theater.

Wir waren das.

Die Projekt­daten

Architekt

llLab.

Hanxiao Liu, Henry D’Ath, Lexian Hu, Alyssa Tang, Chaoran Fan, Luis Ricardo, David Correa

Bauherr

Impres­sion Sanjie Liu

Team

Project Manage­ment Team:
GCPS Inte­rior Deco­ra­tion Finis­hing Ltd.
Lihua Mi, Dalin Chai, Hao Zhang, Guoyang Wan

Project Cons­truc­tion Team:
Ying­hong Shao, Yanru Dong, Ying­ming Shao

Struc­tural Design:
LaLu Part­ners Struc­ture Consul­ting

Standort

Pantao Rd, Yangshuo County
Guilin, Guangxi
China

Eröffnung

2020

Autor

Johannes Bühl­be­cker
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