Über das Wasser gehen

Die Floating Piers auf dem Iseosee

Christo und Jeanne-Claude

16 Tage 2016

Mehr als 1,2 Millionen Menschen besuchten Christo und Jeanne-Claude’s „Floa­ting Piers“ in der Zeit vom 18. Juni bis 3. Juli 2016. Das tempo­räre Kunst­werk bestand aus drei Kilo­me­tern langen, stoff­be­spannten Stegen, die über das Wasser des Iseo­sees gebaut wurden, und setzte sich auf einer 2,5 Kilo­me­tern langen Fußgän­ger­zone in Sulzano und Pesc­hiera Maraglio fort. Die Stege hatten kein Geländer und vermit­telten so den Besu­chern den Eindruck, direkt auf dem Wasser zu laufen.

Das Projekt verband die Stadt Sulzano mit den Inseln Monte Isola und San Paolo auf dem Iseosee. Der Iseosee (italie­nisch Lago d’Iseo oder Sebino) ist der viert­größte der ober­ita­lie­ni­schen Seen. Er liegt in den lombar­di­schen Provinzen Brescia und Bergamo.

Nur für kurze Zeit

Als tempo­räres orts­spe­zi­fi­sches Kunst­werk wurde es zum Reise- und Erleb­nis­ziel des inter­na­tio­nalen Tourismus. Die Floa­ting Piers wurden in zahl­reiche Wander­wege einge­bunden. Die cirka 1.900 Einwohner zählende Stadt Sulzano musste aufgrund des Besu­cher­an­sturms für den Stra­ßen­ver­kehr gesperrt werden.

Die Floa­ting Piers wurden erst­mals 1970 konzi­piert. Aller­dings fanden Christo und Jeanne-Claude erst viel später heraus, dass der Iseosee der inspi­rie­rendste Ort für die Reali­sie­rung dieses Projekts ist. Das Seewasser, die Land­schaft und die umlie­genden Gemeinden wurden alle­samt Teil des Projekts. Ein weiterer wich­tiger Aspekt ist der tempo­räre Charakter – nach 16 Tagen war alles wieder verschwunden.

Ansturm

Die Floa­ting Piers waren gratis für die Öffent­lich­keit zugäng­lich. Tickets oder Reser­vie­rungen waren nicht erfor­der­lich. Die lokalen Behörden legten aller­dings fest, dass die schwim­menden Piers des Nachts geschlossen werden mussten.

Im Durch­schnitt besuchten täglich mehr als 72.000 Menschen aus der ganzen Welt die Floa­ting Piers und die gast­ge­benden Gemeinden rund um den Iseosee. Diese boten Essen, Trinken und Wande­rungen zu verschie­denen Aussichts­punkten der Piers an. Hotels, Restau­rants, Bars und Geschäfte verzeich­neten erstaun­liche Besu­cher­zahlen, die Bilder vom Iseosee gingen um die Welt. Für die kleine Insel war das Projekt eine riesige Heraus­for­de­rung, der sich die Menschen mit Begeis­te­rung gestellt haben. Diese Erfah­rung hat die Touris­mus­in­dus­trie der Region nach­haltig beein­flusst.

Hat sich gerechnet

Die Floa­ting Piers waren ein großer Erfolg, auch weil sie den Bewoh­nern rund um den See neue Perspek­tiven eröffnet haben. Die Region hat in 16 Tagen über eine Million Besu­cher empfangen, ihnen ein unver­gess­li­ches künst­le­ri­sches Erlebnis geboten und eine versteckte Ecke Italiens näher­ge­bracht. Der Besu­cher­strom und die mit dem Projekt verbun­denen Inves­ti­tionen kamen der lokalen Wirt­schaft nach­haltig zugute.

Das Projekt kostete 18 Millionen Euro, einschließ­lich der Montage, Instal­la­tion, Wartung, Siche­rung und Demon­tage. Nach eigenen Angaben trug Christo diese Kosten ganz alleine – das klas­si­sche Spon­so­ring akzep­tierte er nicht.

Über 1.000 Menschen waren bei The Floa­ting Piers beschäf­tigt: Hersteller, Inge­nieure, Bauun­ter­nehmer, Taucher, Rettungs­schwimmer, Boots­ka­pi­täne und Sicher­heits­per­sonal. Alle Mitar­beiter wurden bezahlt, es gab keine Frei­wil­ligen oder Volun­teers.

Was am Ende übrig blieb

Nach dem Ende der „Floa­ting Piers“ wurden die Mate­ria­lien indus­triell recy­celt und für eine Viel­zahl von Anwen­dungen verwendet. Alle Bestand­teile der Floa­ting Piers mussten inner­halb von drei Monaten entfernt werden, so dass der Iseosee verlassen werden konnte, „als wären wir nie hier gewesen.”

Die Floa­ting Piers bestanden aus:

  • 220.000 hoch­dichten Poly­ethy­len­würfel und ‑stiften, die von vier verschie­denen Unter­nehmen in Nord­ita­lien herge­stellt wurden. Sie dienten zur Herstel­lung eines modu­laren Schwimm­dock­sys­tems am Iseosee. 
  • 100.000 m² Nylon­ge­webe und 80.000 m² Filz für die insge­samt 5,5 km langen Fußgän­ger­wege. Das dahli­en­gelbe Gewebe sowie die Filz­un­ter­lage wurden wieder­auf­be­reitet und für die Herstel­lung neuer Gewe­be­pro­dukte verwendet.
  • 200 Beton­anker mit einem Gewicht von je 5,5 Tonnen, die speziell für das Projekt entwi­ckelt wurden. Die Anker, die unter Wasser verwendet werden, um die Pfeiler an Ort und Stelle zu halten, wurden sorg­fältig aus dem Seebett entfernt und für die indus­tri­elle Wieder­ver­wen­dung gefräst und zerklei­nert.

Projekte wie dieses werden uns sehr fehlen.

Wir waren das.

Die Projekt­daten

Künstler

Christo and Jeanne-Claude

Standort

Monte Isola
I‑25050 Brecia

Fotograf

Wolf­gang Volz

Autor

Johannes Bühl­be­cker
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