Nackt über Salzburg
Paracelsus Bad & Kurhaus
Berger+Parkkinen Architekten, Agrob Buchtal
About
Das Ende 2019 eröffnete Paracelsus Bad & Kurhaus ist schon deshalb außergewöhnlich, weil es als fünfgeschossige Kur‑, Bade- und Saunawelt mitten in der Stadt liegt. Hinzu kommt, dass die Architekten Berger+Parkkinen eine beeindruckende Bauskulptur schufen, die trotz weitläufiger Offenheit ein hohes Maß an Geborgenheit bietet.
Wand- und Bodenfliesen der Serie Savona von Agrob Buchtal spielen dabei eine tragende Rolle.
Lage
Das neue Paracelsus Bad & Kurhaus befindet sich am Rand der als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Salzburger Altstadt – direkt am Kurgarten und am Schloss Mirabell. Hier wird schon seit mehr als 150 Jahren gebadet und gekurt.
Diese Tradition fortzuführen, war eines der wichtigsten Ziele der Stadt Salzburg, als sie beschloss, den in die Jahre gekommenen Vorgängerbau aus den 1950er-Jahren abzureißen und durch einen Neubau mit erweitertem Angebot zu ersetzen.
Gliederung
Wer sich dem Neubau vom Kurgarten aus nähert, stößt auf einen leicht geschwungenen monolithischen Baukörper, dessen Bekleidung aus vertikalen marmorweißen Keramiklamellen für vornehme Offenheit sorgt. Die klassische Gebäudegliederung in Sockel, Beletage und Obergeschoss wird dem Betrachter erst auf den zweiten Blick bewusst.
Sockel
In den drei Ebenen des Sockelgeschosses sind die Gymnastik‑, Massage- und Therapieräume des Kurhauses sowie der Eingang und die Umkleiden des Schwimmbad- und Saunabereichs untergebracht.
Hinter der Glasfassade der Beletage ist deutlich die sanft wogende Decke der Schwimmhalle zu erkennen. Darüber befinden sich das Bad- und das Sauna-Restaurant sowie der Saunabereich mit vier Saunen, Dampfbad und Dachterrasse mit Infinity Pool.
Ankommen
Dass es den Architekten gelungen ist, trotz eigenständig artikulierter Bereiche ein gestalterisch einheitliches Gebäude zu schaffen, zeigt sich schon in der Eingangshalle. Im Mittelpunkt steht eine breite Himmelsleitertreppe mit marmorweißem Terrazzostufen und ‑podesten, die geradewegs unter die wellenförmige Schwimmhallendecke zu führen scheint.
Erst wenn man im 2. Obergeschoss die Kasse zum Bade- und Saunabereich erreicht hat, wird die große Festverglasung erkennbar, die den Eingangsbereich von der Badewelt trennt.
Umkleiden
Nach der Zugangskontrolle kommen die Besucher zunächst in den Umkleidebereich, dessen in hellem Grün und Blau gestreifte Umkleidekabinen an luftige Strandkörbe am Meer erinnern.
In dieses Bild passen auch die 60 cm langen, abwechselnd in 20 und 30 cm breiten Streifen auf Wänden und Böden verlegten Feinsteinzeugfliesen der Serie Savona von Agrob Buchtal. Ihre lebhaften, bewegten Oberflächen im Farbton Kalk sorgen im Zusammenspiel mit der Unregelmäßigkeit des freien Verbands für eine geborgene, erdig-warme Raumatmosphäre.
Auftauchen
Über den oberen Teil der Himmelsleitertreppe gelangen die Badegäste schließlich zur Schwimmhalle mit Sprungturm, Sport‑, Kinder- und Familienbecken. Diese Treppe eröffnet Blickbezüge sowohl zur Eingangshalle als auch zum Umkleide- und Badebereich und erleichtert damit die Orientierung im Gebäude maßgeblich.
Besonders eindrucksvoll ist es, wenn Badegäste auf dem Weg nach oben — gleichsam direkt aus dem Boden „auftauchend“ — in der großen, lichtdurchfluteten Schwimmhalle ankommen. Hier finden sie nicht nur eine weitläufige Badelandschaft mit scheinbar schwerelos mäandrierender Anhangdecke vor, sondern auch spektakuläre Ausblicke auf die Salzburger Altstadt und den Kurgarten.
Kontinuum
Im Kontrast zu diesem überwältigenden Natur- und Formenschauspiel steht das zurückhaltende Farb- und Materialkonzept der Badelandschaft. Vorherrschend sind insbesondere die sandbraunen bzw. weißen Oberflächen der Wände und der Decke sowie die ebenfalls komplett mit kalkfarbenen Fliesen der Serie Savona belegten Böden.
Dank der gleichen Größe, Farbe und Verlegungsart wie in der Umkleide und der oberen Himmelsleitertreppe erscheint der gesamte Umkleide- und Badebereich als ein zusammenhängendes Kontinuum.
Den einzigen und somit bestimmenden Farbakzent bilden die in hellem Türkis leuchtenden Wasserbecken, die atmosphärisch an die vielen kristallklaren Gebirgsseen in der Umgebung Salzburgs erinnern. Diese Wirkung basiert auf 12,5 x 25 cm großen Wand- und Bodenfliesen der Serie Chroma Pool im Farbton Türkis Mittel.
„Die Glasur lässt das Wasser auf natürliche Art so erscheinen, als würde es aus eigener Kraft auf diese Weise schimmern“, erklärt uns Architekt Alfred Berger.
Blick zum Mönchsberg
Als integraler Teil der Badelandschaft verfügt auch der Boden des Saunabereichs im 5. Obergeschoss über streifenförmig verlegte Feinsteinzeugfliesen der Serie Savona, hier allerdings in der Farbe Anthrazit. Dieser Farbton harmoniert wunderbar mit den holzbekleideten Wänden – und gleichzeitig mit den dunklen schroffen Mönchsbergfelsen, einem der Wahrzeichen der Salzburger Altstadt.
Die Fliesen finden sich nicht nur in den Erschließungs- und Ruhebereichen, sondern als architektonisches Bindeglied auch in den Duschen und in den teilweise zur Glasfassade orientierten Saunen. „Die Möglichkeit, Savona prinzipiell überall im Bad einsetzen zu können — auf dem Boden und an den Wänden ebenso wie im Wasser und in der Sauna — war für uns entscheidend, als es um die Auswahl einer geeigneten Fliese ging“, sagt Alfred Berger.
Infinity Pool auf der Dachterrasse
Im doppelten Sinn der Höhepunkt eines jeden Saunabesuchs im Paracelsus Bad & Kurhaus ist zweifellos das als Infinity Pool ausgebildete Außenbecken auf der südlichen Dachterrasse. Ein kleiner Teil des Pools dient den Saunagästen als kaltes Tauchbecken, während der Rest als 32° warmes Solebecken ausgeführt ist.
Dank des erhöht auf der Dachfläche positionierten Pools mit hochliegendem Wasserspiegel und außen tief angeordneter Überlaufrinne kann der Blick ungehindert über fast ganz Salzburg schweifen.
Die sanft gerundeten Poolränder und die anthrazitfarbenen 5 x 5 cm großen Mosaikfliesen der Serie Chroma Plural schaffen eine grazile Kleinteiligkeit, die im als Nacktbadebereich konzipierten Pool für ein geborgenes Wohlgefühl sorgt.
Fazit
Auch wenn sich das Gebäude an vielen Stellen zur Stadt öffnet, ist diese Geborgenheit überall erlebbar. Sie entsteht nicht zuletzt durch das angenehm durchgängige Gestaltungskonzept, das auf natürlichen Farben und Materialien beruht und so eine intuitiv-sinnlich erfahrbare Badewelt bietet — ein wichtiger Aspekt an einem Ort, an dem sich Menschen in verletzlicher Nacktheit begegnen.
Das Paracelsus Bad & Kurhaus bietet große Gesten und feinste Details. Es macht seinen Gästen viele verschiedene Angebote in vielen verschiedenen Bereichen. Durch die gekonnte Kombination von fließenden Grundrissen und gehaltvollen Materialien ist es an jeder Stelle ein Erlebnis.
Wir waren das.
Projektbeteiligte und Daten
Betreiber
Photos
Michael Christian Peters
Christian Richters
Text
Johannes Bühlbecker
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Architekten
Berger+Parkkinen Architekten
Schönbrunner Straße 213–215
A — 1120 Wien
Eröffnung
2019
Adresse
Paracelsus Bad & Kurhaus
Auerspergstraße 2
A — 5020 Salzburg
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