Wiedergeburt mit Spiegelei
Das „Solar Egg“ von Kiruna
Die Wiedergeburt
Bewohner und Besucher der schwedischen Stadt Kiruna genießen seit diesem Frühjahr ein einzigartiges Saunaerlebnis: das „Solar Egg“ – eine Kunstinstallation, die von der kontrastreichen und dynamischen Umgebung der Eisenerzfelder Kirunas inspiriert ist.
Kiruna (knapp 2.000 Einwohner) befindet sich in einem radikalen Umbruch, der den gigantischen Umzug der gesamten Stadt um fünf Kilometer nach Osten mit sich bringt. Der Grund dafür sind die Flöze, die unter der Stadt verlaufen. Das Eisenerz ist und bleibt – seit Beginn seiner Gewinnung gegen Ende des 19. Jahrhunderts – eine wichtige Einnahmequelle für Schweden. Für die Stadt Kiruna ist es lebensnotwendig – und damit auch der Umzug.
Keine Mine, keine Stadt. Dennoch wurde und wird die durch den Umzug verursachte Zerschlagung und Veränderung von Landschaft, Umwelt und Architektur natürlich heftig diskutiert. Das Solar Egg ist daher auch eine soziale Skulptur, in der sich Einheimische und Besucher der Stadt treffen und (unter anderem) über diese Herausforderungen diskutieren können. Im arktischen Klima Lapplands nimmt die Sauna eine Schlüsselstellung ein, als Raum für Wärme und Reflexion. Die Künstler Mats Bigert und Lars Bergström haben diese Tradition aufgegriffen und ein skulpturales Symbol entwickelt, das Gedanken an die Wiedergeburt weckt und den Gedankenaustausch fördert.
Das Spiegelei
Das fünf Meter hohe und vier Meter breite Solar Egg hat eine Hülle aus vergoldetem Edelstahl, in der sich die Stadt und die umgebende Landschaft widerspiegeln. Die aus 69 Einzelteilen bestehende Installation kann abgebaut und an verschiedene Orte innerhalb der Stadt verlegt werden.
Im Inneren sorgt ein herzförmiger Ofen für Wärme. Das Innere ist aus Holz geformt: Die Wandpaneele und der Bodenbelag sind aus Kiefernholz, die Sitzbank aus Espe. In der Mitte des Eis steht der holzbeheizte, herzförmige Saunaofen aus Eisen und Stein. Die Temperatur im Inneren des Eis schwankt zwischen 75° und 85° Celsius.
Solar Egg wurde durch das Bauunternehmen Riksbyggen zum Start der urbanen Transformation Kirunas unterstützt. Ein weiterer Projektpartner ist Futurniture, eine Agentur für Kommunikation und Design, die mit den Künstlern Mats Bigert und Lars Bergström zusammenarbeitet. „Saunen sind Orte, die faszinieren. Als Riksbyggen uns bat, Kiruna zu interpretieren, war es für uns selbstverständlich, einen Raum zu entwickeln, der Gespräche verbindet und anregt”, sagen Bigert und Bergström. “Saunen sind heilige Orte, an denen man alles Mögliche besprechen kann — vom Großen bis zum Kleinen.”
Die Anerkennung
Das Projekt wurde eingeladen, an der Initiative „Design Moves Paris“ teilzunehmen. Drei Wochen lang, ab dem 25. November, haben Pariser die Möglichkeit, schwedische Design- und Saunatraditionen zu erleben.
Solar Egg wurde kürzlich mit dem Red Dot und dem Deutschen Designpreis ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde das Ei für die London International Awards und den Swedish Design Prize nominiert.
Textautor
Futurniture
Bigert & Bergström
Fotograf
Riksbyggen and Zynka (Top)
Jean-Baptiste Bérange
Die DESIGNER
Bigert & Bergström
Bigert & Bergström leben und arbeiten in Stockholm. Das Künstlerduo lernte sich 1986 an der Kunstakademie in Stockholm kennen und arbeitet seitdem zusammen. Im Laufe ihrer Karriere haben B&B Kunstwerke von großformatigen Installationen bis hin zu öffentlichen Arbeiten, Skulpturen und Filmprojekten geschaffen. Der Kern ihrer Arbeit liegt in der Schnittmenge von Mensch, Natur und Technik. Mit energischer Neugierde setzen sie sich mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Themen auseinander, die in der heutigen Gesellschaft diskutiert werden.
VIDEOS
FÜNF ANTWORTEN
Jakob Lind, CEO bei Futurniture und Kurator des Projekts „Solar Egg“
- Erzählen Sie uns von Ihren Top 5 Sportanlagen.
- Welche Architekten und Gebäude haben Sie nachhaltig beeindruckt?
- Was und wen halten Sie für die Trends und Trendsetter der Branche?
- Welches Buch sollten Architekten in dieser Branche gelesen haben?
- Was ist/war Ihr Lieblingslied beim Entwerfen?
- Ich betrachte die Natur als die beste Sportanlage überhaupt. Schlittschuhlaufen auf dem wilden Meer — wunderbar!
- Die neue Nationalbibliothek in Paris hat mich sehr beeindruckt. Pop-Art aus den 60er Jahren hat unsere Agentur beeinflusst (so nehme ich an), aber auch burleskes No Name-Design aus dem frühen 1920er Jahren.
- Elon Musk ist ein großer Trendsetter. Wir müssen viel bessere Gebäude erfinden.
- Architekten sollten Geschichtsbücher und Bücher über Energieeinsparung und künstliche Intelligenz lesen.
- Ich persönlich bevorzuge Lindy Hop Tanzen als Sportart und wilden Jazz aus den 1930er und 1940er Jahren.