Wiedergeburt mit Spiegelei

 

Das „Solar Egg“ von Kiruna

 

Die Wiedergeburt

Bewohner und Besu­cher der schwe­di­schen Stadt Kiruna genießen seit diesem Früh­jahr ein einzig­ar­tiges Sauna­er­lebnis: das „Solar Egg“ – eine Kunst­in­stal­la­tion, die von der kontrast­rei­chen und dyna­mi­schen Umge­bung der Eisen­erz­felder Kirunas inspi­riert ist.

Kiruna (knapp 2.000 Einwohner) befindet sich in einem radi­kalen Umbruch, der den gigan­ti­schen Umzug der gesamten Stadt um fünf Kilo­meter nach Osten mit sich bringt. Der Grund dafür sind die Flöze, die unter der Stadt verlaufen. Das Eisenerz ist und bleibt – seit Beginn seiner Gewin­nung gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts – eine wich­tige Einnah­me­quelle für Schweden. Für die Stadt Kiruna ist es lebens­not­wendig – und damit auch der Umzug.

Keine Mine, keine Stadt. Dennoch wurde und wird die durch den Umzug verur­sachte Zerschla­gung und Verän­de­rung von Land­schaft, Umwelt und Archi­tektur natür­lich heftig disku­tiert. Das Solar Egg ist daher auch eine soziale Skulptur, in der sich Einhei­mi­sche und Besu­cher der Stadt treffen und (unter anderem) über diese Heraus­for­de­rungen disku­tieren können. Im arkti­schen Klima Lapp­lands nimmt die Sauna eine Schlüs­sel­stel­lung ein, als Raum für Wärme und Refle­xion. Die Künstler Mats Bigert und Lars Berg­ström haben diese Tradi­tion aufge­griffen und ein skulp­tu­rales Symbol entwi­ckelt, das Gedanken an die Wieder­ge­burt weckt und den Gedan­ken­aus­tausch fördert.

Designer

Bigert & Berg­ström
Väst­man­na­gatan 73
113 26 Stock­holm
Schweden

Bauherr

WINTER

Das Spiegelei

Das fünf Meter hohe und vier Meter breite Solar Egg hat eine Hülle aus vergol­detem Edel­stahl, in der sich die Stadt und die umge­bende Land­schaft wider­spie­geln. Die aus 69 Einzel­teilen bestehende Instal­la­tion kann abge­baut und an verschie­dene Orte inner­halb der Stadt verlegt werden.

Im Inneren sorgt ein herz­för­miger Ofen für Wärme. Das Innere ist aus Holz geformt: Die Wand­pa­neele und der Boden­belag sind aus Kiefern­holz, die Sitz­bank aus Espe. In der Mitte des Eis steht der holz­be­heizte, herz­för­mige Sauna­ofen aus Eisen und Stein. Die Tempe­ratur im Inneren des Eis schwankt zwischen 75° und 85° Celsius.

Solar Egg wurde durch das Bauun­ter­nehmen Riks­byggen zum Start der urbanen Trans­for­ma­tion Kirunas unter­stützt. Ein weiterer Projekt­partner ist Futur­ni­ture, eine Agentur für Kommu­ni­ka­tion und Design, die mit den Künst­lern Mats Bigert und Lars Berg­ström zusam­men­ar­beitet. „Saunen sind Orte, die faszi­nieren. Als Riks­byggen uns bat, Kiruna zu inter­pre­tieren, war es für uns selbst­ver­ständ­lich, einen Raum zu entwi­ckeln, der Gespräche verbindet und anregt”, sagen Bigert und Berg­ström. “Saunen sind heilige Orte, an denen man alles Mögliche bespre­chen kann — vom Großen bis zum Kleinen.”

HERBST

Die Anerkennung

Das Projekt wurde einge­laden, an der Initia­tive „Design Moves Paris“ teil­zu­nehmen. Drei Wochen lang, ab dem 25. November, haben Pariser die Möglich­keit, schwe­di­sche Design- und Sauna­tra­di­tionen zu erleben.

Solar Egg wurde kürz­lich mit dem Red Dot und dem Deut­schen Design­preis ausge­zeichnet. Darüber hinaus wurde das Ei für die London Inter­na­tional Awards und den Swedish Design Prize nomi­niert.

Textautor

Futur­ni­ture
Bigert & Berg­ström

Fotograf

Riks­byggen and Zynka (Top)
Jean-Baptiste Bérange

Die DESIGNER
Bigert & Bergström
Bigert & Bergström

Bigert & Berg­ström leben und arbeiten in Stock­holm. Das Künst­lerduo lernte sich 1986 an der Kunst­aka­demie in Stock­holm kennen und arbeitet seitdem zusammen.  Im Laufe ihrer Karriere haben B&B Kunst­werke von groß­for­ma­tigen Instal­la­tionen bis hin zu öffent­li­chen Arbeiten, Skulp­turen und Film­pro­jekten geschaffen. Der Kern ihrer Arbeit liegt in der Schnitt­menge von Mensch, Natur und Technik. Mit ener­gi­scher Neugierde setzen sie sich mit wissen­schaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Themen ausein­ander, die in der heutigen Gesell­schaft disku­tiert werden.

VIDEOS
 
FÜNF ANTWORTEN 
Jakob Lind, CEO bei Futurniture und Kurator des Projekts „Solar Egg“
  1. Erzählen Sie uns von Ihren Top 5 Sport­an­lagen.
  2. Welche Archi­tekten und Gebäude haben Sie nach­haltig beein­druckt?
  3. Was und wen halten Sie für die Trends und Trend­setter der Branche?
  4. Welches Buch sollten Archi­tekten in dieser Branche gelesen haben?
  5. Was ist/war Ihr Lieb­lings­lied beim Entwerfen?
  1. Ich betrachte die Natur als die beste Sport­an­lage über­haupt. Schlitt­schuh­laufen auf dem wilden Meer — wunderbar!
  2. Die neue Natio­nal­bi­blio­thek in Paris hat mich sehr beein­druckt. Pop-Art aus den 60er Jahren hat unsere Agentur beein­flusst (so nehme ich an), aber auch burleskes No Name-Design aus dem frühen 1920er Jahren.
  3. Elon Musk ist ein großer Trend­setter. Wir müssen viel bessere Gebäude erfinden.
  4. Archi­tekten sollten Geschichts­bü­cher und Bücher über Ener­gie­ein­spa­rung und künst­liche Intel­li­genz lesen.
  5. Ich persön­lich bevor­zuge Lindy Hop Tanzen als Sportart und wilden Jazz aus den 1930er und 1940er Jahren.
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