Red Ribbon Park
Schönheit am Stück
Verlassene Slums, starker Wildwuchs und zunehmende Verwahrlosung auf einer 20 Hektar großen Fläche – doch dann entstand diese Oase.
Die Versiegelung des gesamten Areals war schon so gut wie beschlossen. Gerettet hat dieses kleine Paradies ein 500 Meter langes Landschaftsmöbel.
Verlassene Slums, starker Wildwuchs und die zunehmende Verwahrlosung der gesamten Umgebung gefährdeten zu Beginn des Jahrtausends eine 20 Hektar große Fläche am Rand der chinesischen Großstadt Qinhuangdao (2,7 Millionen Einwohner).
Die Versiegelung des gesamten Areals war schon so gut wie beschlossen.
Gerettet hat dieses kleine Paradies das Projekt „Red Ribbon Park“ des chinesischen Büros Turenscape: Ein 500 Meter langes Landschaftsmöbel, auf dem man zum Beispiel sitzen, liegen, singen und lesen kann, bewahrt den natürlichen Flusskorridor so weit wie möglich.
Gleichzeitig zeigt dieses Projekt sehr eindrucksvoll, wie eine eigentlich einfache, aber konsequent umgesetzte gestalterische Strategie zu fantastischen Lösungen führen kann.
Das Projekt startete am Fluss Tanghe, am östlichen Stadtrand der chinesischen Stadt Qinhuangdao in der Provinz Hebei. Das Gelände besteht aus einem linearen Flusskorridor mit einer Gesamtfläche von etwa 20 Hektar.
Die herrschenden Standortbedingungen boten sowohl große Herausforderungen wie auch große Chancen für die Gestaltung des Projektes „Red Ribbon Park“: Auf dem Gelände am Rande der Stadt befand sich früher eine Mülldeponie, dazu inzwischen verlassene Slums und Bewässerungsanlagen wie Gräben und Wassertürmen, die vor vielen Jahren für die Landwirtschaft gebaut wurden.
Gleichwohl war der ökologische Zustand interessant: Das Grundstück für den Red Ribbon Park war mit üppiger und vielfältiger einheimischer Vegetation bewachsen und bot Lebensraum für viele verschiedene Arten.
Architekt
Turenscape
Bauherr
The Landscape Bureau, Qinhuangdao City
Planerisches Ziel war es, die natürlichen Lebensräume entlang des Flusses zu erhalten und gleichzeitig neue, urbane Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen.
Sicherheit und Zugänglichkeit waren zunächst schwierig herzustellen, denn die Fläche war mit üppigen und kräftigen Sträuchern und Gräsern sehr stark zugewachsen und überwuchert.
Der Unterlauf des Tanghe war bereits kanalisiert worden, eine ähnliche Lösung war auch für diesen Standort vorgesehen. Damit hätte der natürliche Flusskorridor versiegelten Flächen und dekorativen Blumenbeeten weichen müssen – also war für den Red Ribbon Park eine gewisse Eile geboten.
Gestalterisches Ziel und planerische Herausforderung war es, die natürlichen Lebensräume entlang des Flusses zu erhalten und gleichzeitig neue, urbane Nutzungsmöglichkeiten für Freizeit und Bildung zu schaffen.
Die Lösung ist der Red Ribbon Park.
Vor dem Hintergrund von grüner Vegetation und blauem Wasser entwarfen die Planer ein rotes Band. Dieses Band erstreckt sich über 500 Meter entlang des Flussufers und integriert eine Promenade, Beleuchtung, Bestuhlung und eine nachhaltige Orientierung an Umwelt und Bestand.
Dieses wahrhaft gestaltprägende Landschaftsmöbel ist aus Stahlfasern gefertigt und kann von innen beleuchtet werden, so dass es nachts rot leuchtet. Es ist 60 cm hoch und zwischen 30 und 150 cm breit.
Verschiedene Pflanzenproben werden in strategisch platzierten Löchern innerhalb des Red Ribbon Parks gezüchtet.
Entlang des Bandes verteilen sich vier wolkenförmige Pavillons, die vor Wettereinflüssen schützen und darüber hinaus Begegnungsmöglichkeiten und visuellen Fixpunkte bieten.
Vier mehrjährige Blumengärten aus Weiß, Gelb, Violett und Blau wirken als Patchwork und machen die verlassenen Müllhalden und Slums zu international bekannten Attraktionen.
Die ökologischen Prozesse und die natürlichen Angebote des Geländes blieben erhalten. Die Landschaft wurde dramatisch „verstädtert“ und modernisiert.
Die leuchtend rote Farbe des Red Ribbon Parks erhellt das dicht bewachsene Gelände, verbindet die verschiedenen natürlichen Vegetationstypen mit den vier hinzugefügten Blumengärten und stellt ein strukturelles Instrument dar, das den einst ungepflegten und unzugänglichen Ort neu strukturiert.
Die ökologischen Prozesse und die natürlichen Angebote des Geländes blieben erhalten. Die Landschaft wurde dramatisch „verstädtert“ und modernisiert – zwei Eigenschaften, die von den Anwohnern, Besuchern und dem Autoren sehr geschätzt werden.
Ein Klassiker, der bis heute nichts von seiner Strahlkraft verloren hat.
Fotos
Turenscape
Text
Johannes Bühlbecker
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