The roof is on fire
Park ’n’ Play in Kopenhagen
Park ‘n’ Play
Park ’n’ Play startete mit der Annahme, dass Parkplätze ein integraler Bestandteil unserer Städte sind. Doch wie können wir die monofunktionale Nutzung eines konventionellen Parkhauses erweitern? Wie schaffen wir eine funktionale Parkanlage, die gleichzeitig ein attraktiver öffentlicher Raum ist? Und wie schaffen wir einen Parkplatz, der die Größe, Geschichte und die zukünftige Entwicklung des neuen Entwicklungsgebiets Nordhavn in Kopenhagen berücksichtigt?
Standort
Park ’n’ Play ist ein neues Parkhaus in Århusgadekvarteret, der ersten Phase eines großen Entwicklungsplans für Kopenhagen Nordhavn. Das Quartier verändert befindet sich derzeit und wird in Zukunft eine Mischung aus neuen und bestehenden Gebäuden beherbergen. Wegen der historischen und charakteristischen roten Hafengebäude aus Backstein ist die Gegend auch als das Rote Viertel bekannt. Die zukünftige Entwicklung wird auf diesem historischen Merkmal aufbauen und bestehende Merkmale zu neuen Interpretationen zusammenführen.
Projekt
Ausgangspunkt des siegreichen Wettbewerbsentwurfs von JAJA Architects war eine konventionelle Parkhausstruktur. Die Aufgabe bestand darin, eine attraktive grüne Fassade und ein Konzept zu schaffen, das die Menschen auch zur Nutzung des Daches anregt.
Anstatt das Parkhaus zu verbergen, schlugen die Planer ein Konzept vor, das die Schönheit der Tragwerksstruktur unterstreicht und die Größe der massiven Fassade aufbricht. Ein System von Pflanzkästen wird in einem Rhythmus mit Bezug zum Konstruktionsraster gebracht, welches die Fassade ordnet und das Grün verteilt. Das Raster der Pflanzkästen an der Fassade wird von zwei großen öffentlichen Treppen durchbrochen, die zu einem Spielplatz auf dem Dach führen. Treppe und Geländer werden zu Schaukeln, Klettergerüste und vielem mehr. Vom Straßenniveau aus nimmt das Geländer die Besucher buchstäblich an die Hand, lädt sie zu einem Ausflug in die Dachlandschaft und zu einem atemberaubenden Blick auf den Kopenhagener Hafen ein.
Architekt
JAJA architects ApS
Heimdalsgade 35, baghuset, 3. sal
DK-2200 Kopenhagen N
Bauherr
Copenhagen City & Port Development
Partner
5e byg
Søren Jensen Engineering
RAMA Studio
LOA
DGI
FOTOS
Struktur
Park ’n’ Play basiert auf einer standardisierten, vorgefertigten Betonkonstruktion. Die Struktur hat eine rationale und industrielle Rohheit, die dem Geist und der Geschichte der Gegend entspricht. Allerdings kann ein traditionelles Parkhaus aus Beton durchaus kalt und hart erscheinen. Als natürliche Fortsetzung der roten Ziegelsteinidentität des Gebiets trugen JAJA Architekten daher eine zweite Schicht auf – und färben die Betonstruktur rot ein. Mit dieser einfachen Maßnahme verwandelt sich der graue Rahmen in eine eigenständige Gebäudestruktur, die schon durch ihre Materialität und Oberfläche Wärme und Harmonie mit der Umgebung, die von roten Dachziegeln und Ziegeln dominiert wird, ausstrahlt.
Die grüne Fassade
Park ’n’ Play ist ein großes Volumen in einer kompakten, urbanen Umgebung. Daher ist das Parkhaus fast nur aus der Nähe zu sehen. Die Planer geben dem Gebäude großzügige, begrünte Fassaden mit, deren grüne Struktur mit dem benachbarten, erlebbaren Gebäude interagiert.
Die grüne Fassade besteht aus einem pflanzlichen “Regalsystem”, das die Parkstruktur betont und den Rhythmus des Tragwerks aufnimmt. Das System der Pflanzkästen bringt Tiefe und Dynamik in die Fassade und passt sich gleichzeitig den Proportionen und Details der Nachbargebäude an. Diese Struktur setzt sich auf allen vier Fassaden fort und verleiht dem gesamten Gebäude Kohärenz und Identität. Die grüne Fassade ist so geplant, das schnellstmögliches Pflanzenwachstum gewährleistet ist. Der Ausdruck der Fassaden basiert auf einer Wechselwirkung zwischen Struktur und Natur, dem Strukturellen und dem Organischen und bietet eine spannende Wechselbeziehung zwischen beiden.
FOTOS
Treppe und Dach
Die wichtigste Idee dieses aktiven Parkhauses ist das begehbare, bespielbare und erholsame Dach, das Spaziergängern wie Nutzern des Parkhauses gleichermaßen offensteht. Sichtbarkeit und Zugänglichkeit sind daher unerlässlich. Die Treppe zum offenen Dach stellt eine diagonale Verbindung zwischen Straßen- und Dachniveau her und lädt zum Aufstieg entlang der Fassade ein. Der Verlauf der Treppe folgt dem strukturellen Rhythmus des Gebäudes, und jeder Treppenabsatz bietet einen Blick auf die umgebenden Stadträume und – weiter oben – auf die Dächer Kopenhagens.
Die Treppe hat Bezüge zum Centre Pompidou in Paris, wo die Bewegung entlang der Fassade ein Erlebnis für sich ist. Entlang der Rückwand der Treppe schufen JAJA Architekten in Zusammenarbeit mit RAMA Studio einen grafischen Fries, der in abstrakter, figurativer Form die Geschichte des Geländes erzählt. Diese Erzählung ist von der Straßenebene aus zu sehen und wird deutlicher, wenn man die Treppe hinaufsteigt. Hier liegen auch die Zugänge zu den verschiedenen Parkebenen. Die beiden Treppenläufe an der Nord- und Südfassade heben sich durch das Grün hervor und markieren deutlich die Verbindung zwischen Straßenebene und aktivem Dach.
Der rote Faden
Der rote Faden ist ein physischer Wegweiser durch die öffentlichen Räume des Parkhauses, der den Besucher von der Straßenebene aus führt, wo er (der Wegweiser) als Handlauf der Treppe eingeführt wird. Als skulpturaler Führer nimmt er den Besucher fast wortwörtlich an die Hand und führt ihn über die Treppe auf das Dach des Parks ’n’ Play und dort durch die vielfältigen Angebote: Erlebnisse, Ruheplätze, Spielplätze und räumliche Vielfalt. Die Aktivitäten entlang des roten Fadens sind zum Teil traditionell wie Schaukeln, Kletterskulpturen und ähnliches, zum Teil aber auch architektonische Elemente wie Zäune und Pflanzen, die Räume betonen oder schaffen und Schutz vor Witterungseinflüssen bieten.
So wird die Struktur zum roten Faden durch das Projekt und verbindet die Fassade, die Treppe und die Aktivitäten auf dem Dach zu einem einzigen Element. Kopenhagens neues Parkhaus Park ’n’ Play ist bereits nach kurzer Zeit sozialer Treffpunkt und attraktives Ausflugsziel — als urbaner Bonus für Einheimische, Sportler und Besucher gleichermaßen.
Autor
JAJA architects
Fotos
Foto © Rasmus Hjortshøj – COAST
www.coastarc.com
VIDEO
