Die Zukunft des Sports
Gender Shift & Inklusion
Anja Kirig & Marcel Aberle
Die Zukunfts- und Trendforscher Anja Kirig und Marcel Aberle haben sich in einer Umfrage mit Expertinnen und Experten aus der Welt des Sports und der Sportanlagen mit nicht mehr und nicht weniger als der Zukunft des Sports auseinandergesetzt, und das auf vielen Ebenen.
Zum Beispiel mit Gender Shift und Inklusion. Fortsetzung folgt.
Was bedeutet Gender Shift für die Fankultur?
Der Megatrend Gender Shift stoppt nicht vor der Fankultur im Sport.
Die Sportfanlandschaft hat sich diversifiziert. Genaue Daten über das Wachstum der weiblichen und LGBT*-Sportfans in den letzten zwanzig Jahren sind schwer zu finden. Mehrere Studien geben jedoch Hinweise, dass sich mit einer breiter zugänglichen, konsumorientierten Fankultur sowie durch Interaktionsmöglichkeiten der sozialen neue Möglichkeiten für Fans jeden Geschlechts und jeder sexuellen Orientierung auftaten.
Fans jedes Geschlechts beginnen die Geschlechterstereotype im Sport zu hinterfragen. Die Annahme, Frauen seien desinteressiert oder unwissend im Sport, wird durch das Auftreten engagierter, weiblicher* Fans, Analystinnen und Kommentatorinnen widerlegt. Diese Entwicklung trägt dazu bei, veraltete Geschlechterstereotypen im Sport aufzubrechen.
Die Forderung nach stärkerer Repräsentation von Frauensport in den Sportmedien hat auch zu einem Anstieg weiblicher Sportjournalisten und einer intensiveren Berichterstattung über Frauensport geführt. Ereignisse wie der Frauenfußball und die Tour de France für Frauen erfahren dadurch mehr Aufmerksamkeit. Im Übrigen mit einem direkten Einfluss auf die Anzahl Frauen, welche den Sport dann auch selbst ausüben (möchten). Auch die Debatte um gleiche Bezahlung im Sport, insbesondere im Fußball, verdeutlicht den Wandel gesellschaftlicher Erwartungen hinsichtlich der Geschlechtergleichheit.
Dieser Diskurs wird von Fans aktiv mitgestaltet und vorangetrieben. Gruppen wie die Gay Gooners des FC Arsenal setzen sich aktiv gegen Homophobie ein und fördern die Inklusion im Fußball. Diese Gruppen tragen dazu bei, das Bewusstsein für Diversität und Inklusion im Sport zu erhöhen.
Prognose
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es noch viel ungenutztes Potenzial. Die Integration einer diversen Fankultur erfordert jedoch mehr proaktive Maßnahmen von Sportorganisationen, ‑vereinen und ‑verbänden.
Eine einzelne Frauenbeauftragte in einem Verein reicht nicht aus, um das volle Potenzial einer diversen Fanbasis auszuschöpfen.
Wie weit sollen die Sportstätten geschlechterneutral sein, z.B. Umkleiden und Duschen? Wenn erforderlich, was wird gewünscht?
Im Kontext des Gender Shifts werde Geschlechterrollen sowie auch Geschlechtsidentitäten herausgefordert. Geraden im Sportkontext ist diese Entwicklung von Bedeutung. Nicht nur eine Vielzahl an Sportarten ist an einem binären Verständnis von Geschlecht gekoppelt, ob sozial konstruiert oder aufgrund von Wettkampfbedingungen institutionell verankert.
Ein wesentlicher Ansatz liegt auf der Anerkennung der Diversität. Denn insbesondere die jüngere Generation sieht sich zunehmend nicht mehr ausschließlich in binären Geschlechterkategorien. Geschlechterneutrale Ansätze, wie beispielsweise öffentliche Schwimmbäder mit Einzelumkleiden und ‑duschen, können dazu beitragen, dass sich Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität in Sportstätten wohl und sicher fühlen.
Der Prozess beinhaltet mehr als nur die Schaffung geschlechterneutraler Räume. Es geht um die Anerkennung und Wertschätzung der Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Ein kontinuierlicher Dialog mit der Sport-Community ist dabei Notwendigkeit. Nur so lassen sich die Bedürfnisse verschiedener Gruppen zu verstehen.
Es gibt keine universelle Lösung, daher ist die Einbeziehung der Nutzer in den Gestaltungsprozess von so großer Bedeutung. Erfolgreiche Initiativen wie die EuroGames zeigen, wie durch die Berücksichtigung von Diversität und Inklusion positive Veränderungen herbeigeführt werden können.
Die Akzeptanz von Transgender-Personen und nicht-binären Identitäten im Sport ist weiterhin umstritten, und die traditionelle Binarität im Wettkampf führt oft zu Ausschluss. Daher ist es wichtig, bestehende Strukturen kritisch zu hinterfragen und dort anzusetzen, wo Veränderungen möglich und notwendig sind, um eine inklusive und respektvolle Sportumgebung zu fördern. Die Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Vielfalt, nicht-heteronormative Lebensstile und Identitäten bleibt von zentraler Bedeutung.
Prognose
Mögliche Gegenargumente könnten sein, dass die Mehrheit immer noch innerhalb der traditionellen Geschlechtergrenzen in der Sportwelt agiert.
Die Frage geht jedoch über den reinen Aspekt von Genderneutralität und Gendersensibilität hinaus. Es steht vielmehr zur Diskussion, ob man die Grundsätze der Vielfalt und Integration unterstützen möchte.
Diversität startet dort, wo Akzeptanz dafür existiert, dass Menschen unterschiedlich sind. Inklusion hingegen beginnt dort, wo Heterogenität zusammenspielen darf.
Schwieriger wird es mit der Beantwortung der Frage, wo Diversität und Inklusion aufhören. Die Grenzen dieser Konzepte sind fließend und entwickeln sich mit den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen weiter. Sie könnten als überholt gelten, wenn Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung nicht mehr existieren – ein idealistisches Ziel, das in sich widersprüchlich sein kann, da die Entscheidung über dessen Erreichung subjektiv ist.
Die Bedeutungen von Diversität und Inklusion haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Sie spiegeln stets auch ein spezifisches Werteverständnis wider. Früher bezog sich Diversität hauptsächlich auf demografische Aspekte wie Herkunft, Geschlecht, Religion und Alter. Heutzutage umfassen diese Konzepte eine breitere Palette an Merkmalen, einschließlich sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität, sozioökonomischem Status, körperlichen und kognitive Verarbeitungsmuster (Neurodiversität) sowie psychischer Gesundheit.
Intersektionalität, die Anerkennung von sich überschneidenden, die eigene Identität und das Selbstbild prägenden Erfahrungen, wird gleichfalls im Kontext Diversität berücksichtigt. Bei diesem Thema geht es nicht mehr hauptsächlich darum, mehr Leute aus einer homogenen, bestimmten Gruppe einzubeziehen, die bisher nicht so stark vertreten war. Vielmehr ist es wichtig, anzuerkennen, dass es Mehrfachdiskriminierung gibt, welche es notwendig werden lässt, eine entsprechende Umgebung zu schaffen, in der sich wirklich jede Person als Individuum repräsentiert fühlt.
Dieser Prozess stellt etablierte Normen in Frage, deckt Vorurteile auf und beleuchtet ungleiche Machtstrukturen. Kritikpunkte wie die Befürchtung umgekehrter Diskriminierung oder der Einsatz von Diversität als Selbstzweck, der echte Inklusion verhindern könnte, sind Teil der Diskussion.
Prognose
Das Verständnis von Diversität und Inklusion variiert je nach kulturellem Hintergrund. In einer globalisierten und vernetzten Welt werden diese Konzepte jedoch international rezipiert.
Sowohl Diversität wie auch Inklusion bleiben kontrovers diskutiert. Es ist zwar ein fortlaufender Prozess, der sich jedoch nicht immer linear bewegt.
Autoren
Anja Kirig
Zukunfts- und Trendforschung
Marcel Aberle
Megatrends & Transformationen
Fotos
FREEP!K
Mehr davon?
Und jetzt: Sie.
Stellen Sie sich mal vor. Hier.
Ihre Bühne
WOLLEN SIE IHR PROJEKT ODER IHR PRODUKT PUBLIZIEREN?