Vollpfosten?
Forest Green Rovers Eco Stadium
Zaha Hadid Architects
Situation
Das Forest Green Rovers Eco Stadium soll mehr als ein Stadion werden. Die Forest Green Rovers sind schon jetzt laut FIFA der „grünste Fußballclub der Welt“. Die Spieler ernähren sich vegan, der Präsident ist Dale Vince, der Gründer des Green Technology ‑Unternehmens Ecotricity.
Das Stadion wird das Herzstück des 100 Millionen Pfund teuren und 40 Hektar großen Sport- und Entwicklungszentrums, welches von Ecotricity finanziert wird. Es soll ganz aus Holz sein — von den Toren mal abgesehen.
Geplant wurde das Green Rovers Eco Stadium von Zaha Hadid Architects, und deren Interesse am Umgang mit neuen Formen, Materialien und Technologien ist – nachgewiesen.
Und dennoch spricht im Moment nicht viel dafür, dass dieses ambitionierte Projekt Wirklichkeit wird.
Anspruch
Die Forest Green Rovers haben eine ganzheitliche Vision für den Standort entwickelt. Seine landschaftlichen Qualitäten sollen erhalten bleiben, gleichzeitig soll die Stadtentwicklung vorangetrieben werden.
Das Stadion ist das Zentrum. Drum herum entstehen Freizeitangebote und Arbeitsplätze, also alltägliche Nutzungsformen. So spielt das Leben hier eben nicht nur an den „Match Days“, sondern an jedem Tag des Jahres.
Gestaltung
Der Entwurf bewahrt und modelliert die vorgefundene Landschaft und fügt das Stadion und weitere städtische Funktionen hinzu.
Das Forest Green Rovers Eco Stadium wird das erste Fußballstadion sein, bei dem fast alle Elemente aus Holz sind. Das gilt eben auch für das Tragwerk, die Auskragungen des Daches und die Lamellenverkleidung.
Holz ist sehr langlebig, recycelbar und schön. Das Tragwerk und die Stützenabstände wurden so gewählt, dass auch die Tribünen und die Bodenplatte aus Holz gefertigt werden können. Das ist in den meisten Stadien anders.
Das Dach wird mit einer transparenten Membran gestaltet, die das Rasenwachstum nicht beeinträchtigt. Die Dachform minimiert den Schattenwurf für Spieler und Fans und reduziert die volumetrische Wirkung des Stadionbaukörpers.
Atmosphäre
Die Fans werden bis auf fünf Meter ans Spielfeld heranrücken. Von jedem Platz ist uneingeschränkte Sicht auf das gesamte Spielfeld gewährleistet.
Die Form des Stadions trägt einem zukünftigen Ausbau Rechnung, da alle von einer positiven Entwicklung des aktuellen Drittligisten ausgehen. Zunächst für 5.000 Zuschauer ausgelegt, kann das Forest Green Rovers Eco Stadium in einer weiteren Bauphase vergleichsweise leicht auf 10.000 Plätze erweitert werden.
CO2
Das Stadion und der gesamte Park von Forest Green Rovers sollen kohlenstoffneutral betrieben werden. In diesem Zusammenhang ist es schon sehr bedeutend, dass dieses Stadion fast vollständig aus Holz bestehen wird – eine Weltpremiere (so es dazu kommt).
Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, und Holz hat einen sehr niedrigen CO2-Gehalt. Wenn man bedenkt, dass etwa drei Viertel der CO2-Belastung während der Lebensdauer eines Stadions von den Baumaterialien herrühren, wird klar, warum das wichtig istg. Nach Prognosen der Planer wird das Forest Green Rovers Eco Stadium den niedrigsten Kohlenstoffgehalt aller Stadien der Welt aufweisen.
Eco Park
Die Hälfte des Öko-Parks wird aus hochmodernen Sportanlagen bestehen. Neben dem Stadion sind dies Rasen- und Allwetter-Trainingsplätze, öffentlich zugängliche multidisziplinäre Einrichtungen und ein sportwissenschaftliches Zentrum.
Die andere Hälfte wird aus einem Gewerbepark für grüne Technologien mit nachhaltig gebauten Geschäftsbüros und Leichtindustrieanlagen bestehen. Hier sollen bis zu 4.000 Arbeitsplätze geschaffen werden, einschließlich der Expansion des Ökoenergieunternehmens Ecotricity, dem mit 700 Mitarbeitern bereits jetzt größtem Arbeitgeber in Stroud (12.600 Einwohner).
Das Konzept beinhaltet auch die Entwicklung eines Naturschutzgebietes auf dem Gelände, eine neue Verkehrsführung und die Wiederherstellung des Stroudwater-Kanals.
Die Politik hat das gesamte Projekt zunächst befürwortet, im Sommer 2019 aber abgelehnt. Zur Begründung wurden neben den Kosten zu strake Eingriffe in die Landschaft und das Erscheinungsbild des Ortseingangs von Stroud genannt.
Ob und wie es nun weitergeht, ist derzeit völlig offen. Schade.
Wir waren das.
Projektbeteiligte und Daten
Architekt
Zaha Hadid, Patrik Schumacher, Jim Heverin, Sara Klomps, Karthikeyan, Arunachalam, Sara Akbari, Muriel Boselli, Avery Chen, Saman Dadgostar, Cynthia Du, Paulo Flores, Fabian Hecker, Jakub Klaska, Vincent Konaté, Igor Pantic, Edgar Payan, Sven Torres, Theodor Wender, Richard Wasenegger
Adresse
Forest Green Rovers Football Club
The New Lawn Stadium Another Way
Nailsworth GL6 0FG
Vereinigtes Königreich
Text
Johannes Bühlbecker
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