Wild thing
Die „Alte Badeanstalt“ in Essen
Schomburg
Situation
Die wilden 1920er waren nicht nur in Berlin Jahre des Aufbruchs und der Lebensfreude. Trotz der Schatten der Wirtschaftskrisen und der politischen Radikalisierung bedeutete diese Zeit besonders für das Ruhrgebiet einen massiven Entwicklungsschub. Im bevölkerungsreichsten Teil Deutschlands entstanden neue Wohnungen für viele tausend zugezogene Arbeitskräfte – und öffentliche Schwimmbäder.
Eins davon ist die „Alte Badeanstalt“, heute als Hallenbad Altenessen bekannt. Dieses historisch bedeutende Bad wurde gerade umfassend renoviert.
Die Planung stammt vom Planteam Ruhr aus Gelsenkirchen.
Ernst Bode
Die Alte Badeanstalt entstand 1928. Geplant wurde der Bau von Ernst Bode, der gleichzeitig Baudezernent war. Ernst Bode gehörte zum Kreis des bekannten Traditionalisten Paul Bonatz. Er prägte das Stadtbild des modernen Essen durch weitere Bauten wie das berühmte „Glückaufhaus“ oder das Verlagshaus Baedeker. Die Alte Badeanstalt jedoch gilt unter Kennern als Kleinod.
Bode wurde nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt.
Gute Lage
Am 1. Juni 1930 begann der offizielle Schwimmbetrieb, der bis auf eine Unterbrechung im zweiten Weltkrieg bis heute unterbrechungsfrei läuft. Die Alte Badeanstalt liegt sehr zentral und bietet einen U‑Bahn-Anschluss direkt vor der Haustür.
Auch deshalb ist das Bad trotz seines Alters und seiner kompakten Größe bei den Essenern nach wie vor sehr beliebt.
Umbauten
Im Jahr 1962 wurde die Alte Badeanstalt zum ersten und für lange Zeit letzten Mal umgebaut.
Bei der die im Jahr 2018 abgeschlossenen Sanierung wurden die über die Jahre verblichenen Fliesen durch neue, weiß geflieste Wände mit einem frischen Akzent (Minze) ersetzt. Statt der inzwischen reichlich trüb gewordenen Funzeln strahlen jetzt moderne LED-Bänder.
Die Sanierung beschränkte sich aber nicht auf kosmetische Arbeiten: Ein guter Teil der Renovierungskosten in Höhe von circa 1,2 Millionen Euro wurde in nicht sichtbare, wenn auch nicht weniger wichtige Dinge investiert.
Baustelle
Während der gesamten Bauphase setzten das Planungsbüro „Planteam Ruhr Sport und Bäderbau“ und die ausführende Firma „Fliesen Lepping“ auf die Spezialprodukte des Detmolder Baustoffspezialisten Schomburg.
In alten Bädern weiß man nie, was einen erwartet – so auch hier. Kaum hatten die Arbeiter die keramischen Beläge an den Wänden des Beckenumgangs entfernt, stießen sie auf ein schwarzes, an Bitumen erinnerndes Material. Dieser Anstrich konnte nicht entfernt werden – das Mauerwerk wäre mit zerstört worden. Eine Verbindung mit mineralischem Mörtel wie Putz war unmöglich, so dass die gesamten Wände des Beckenumgangs komplett verkleidet werden mussten. Zum Einsatz kam eine schnelle und sichere Hybrid-Abdichtung.
Schlackebeton
Am Boden des Schwimmbeckens stießen die Fachleute auf ein schwarzes Material, und darunter auf eine weitere sehr porige Schicht. Schnell war klar, dass es sich um Schlackebeton handelte, der bei früheren Arbeiten als Füllbeton eingesetzt wurde. Nach Prüfung des Untergrunds wurde ein Zementverbundestrich als Ausgleichschicht aufgebracht – eine sichere und nachhaltige Lösung.
Die unebenen Beckenwände glichen die Sanierer mit einem wasserundurchlässigen Betonersatzmörtel aus – hier in einer seiner vielen Rollen als Schwimmbadputz.
Bewegungsfugen und mehr
Bei der Bewegungsfuge wurde es noch einmal knifflig. Sie schwankte über die gesamte Breite zwischen fünf und acht Zentimetern. Die Fuge verläuft genau zwischen der Überlaufrinne, in diesem Fall einer so genannten Wiesbadener Rinne, und der Bodenplatte des Beckenumgangs. Nach Maßgabe des Statikers wurde diese Fuge auf einheitliche zwei Zentimeter mit einem wasserundurchlässigen Betonersatzmörtel verringert.
Für weitere Anwendungen wie Einbauteile, Bewegungsfugen, Wandabschlussfugen kamen verschiedene Dichtbänder und Dichtmanschetten zum Einsatz, die mit dem Abdichtungssystem eingearbeitet worden sind. Alle keramischen Beläge wurden mit einem zementären Fugenmörtel mit hoher Abriebfestigkeit verfugt. Die notwendige Ebenflächigkeit der Beckenwände wurde mit einem wasserundurchlässigen Betonersatzmörtel hergestellt.
Fertig
Alles hat sehr gut geklappt.
Im Oktober 2017 wurde das 550.000 Liter Wasser fassende und 25 Meter lange Becken zum ersten Mal probegeflutet und dann zehn Tage lang mit Erfolg auf Dichtigkeit getestet. Am 17. Februar 2018 wurde die Alte Badeanstalt dann in neuer Pracht wieder geöffnet. Die verantwortlichen Betreiber sind rundum zufrieden: „Damit haben wir für die nächsten 40 bis 50 Jahre Ruhe.“
Nun die Alte Badeanstalt weit mehr als ein Schwimmbad. Als Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen e.V. bietet es die gesamte Bandbreite an Fitness, Rehasport und Wellness.
Wir waren das.
Die Projektdaten
Architekt
Planteam Ruhr
Architekt Reinhard Eule
Rheinelbestraße 51
D — 45886 Gelsenkirchen
Bauherr
SBE Sport- und Bäderbetriebe Essen
Porscheplatz, Rathaus
D — 45127 Essen
Nutzer
Sport- und Gesundheitszentrum Altenessen e.V.
Bauwerksabdichtung
SCHOMBURG GmbH
Aquafinstraße 2–8
D‑32760 Detmold
Eröffnung
2018
Fotograf
Jochen Stüber
Planteam Ruhr (alt)
Autor
Marcus Kuczer
Leiter des Objektmanagements bei Schomburg
Standort
Sport– und Gesundheitszentrum Altenessen e.V.
Altenessener Strasse 393
D — 45326 Essen
Fotos & Pläne
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