Ist das Pflichtaufgabe oder kann das weg?

Der DOSB fordert Bundesförderprogramm für Sportinfrastruktur

Das Kernthema auf der FSB

Deutsch­land hat neben Straßen, Brücken und Schulen auch seine Sport­stätten jahre­lang vernach­läs­sigt. Der DOSB fordert ein Bundes­för­der­pro­gramm zur Moder­ni­sie­rung der maroden Sport­stät­ten­in­fra­struktur (kurz: Bundes­för­der­pro­gramm für Sport­in­fra­struktur). Die Situa­tion der Sport­stätten war deshalb auch das Kern­thema, das der DOSB auf der Inter­na­tio­nalen Fach­messe für Frei­raum, Sport- und Bäder­an­lagen (FSB) vom 7. bis 10. November in Köln in den Fokus rückte.

Die (Teil-) Sper­rungen von Auto­bahn­brü­cken rücken regel­mäßig ins Schein­wer­fer­licht. Doch das Thema ist eigent­lich viel größer, denn nicht nur Straßen und Brücken sind marode, sondern auch weite Teile der bauli­chen Infra­struktur für die Daseins­vor­sorge der Bürge­rinnen und Bürger wie z.B. Versor­gungs­netze, Schul­ge­bäude und eben auch Sport­stätten. „Es ist erstaun­lich, dass sich Deutsch­land mit erheb­li­chen Versäum­nissen in einem Bereich abzu­finden scheint, welches das renom­mierte DIFU-Institut (Deut­sches Institut für Urba­nistik) gar als ‘Leis­tungen zur Exis­tenz­si­che­rung´ defi­niert: Schlie­ßungen von Schwimm­bä­dern, Unter­richt in Contai­nern sowie unzu­mut­bare sani­täre Schul­an­lagen gehören zum Alltag“, sagt Walter Schnee­loch, DOSB-Vize­prä­si­dent Brei­ten­sport und Sport­ent­wick­lung.

Wie in anderen Berei­chen der Daseins­vor­sorge ist es vor allem Aufgabe der Kommunen, Sport­stätten zu sanieren bzw. zu moder­ni­sieren, zu bauen und finan­ziell zu fördern. Doch die Kommunen sind struk­tu­rell unter­fi­nan­ziert – eine aufga­ben­ge­rechte Anpas­sung der Finanz­ver­fas­sung lässt seit Jahren auf sich warten. „Schul­den­bremsen mögen verfas­sungs­recht­lich sinn­voll sein, haben sich aber zu Inves­ti­ti­ons­bremsen entwi­ckelt. Haus­halts­si­che­rungs­kon­zepte und die staat­liche Finanz­auf­sicht höhlen das kommu­nale Selbst­ver­wal­tungs­prinzip aus, zumal Sport­stät­ten­för­de­rung als frei­wil­lige Aufgabe abklas­si­fi­ziert und damit zur Dispo­si­tion gestellt wird“, sagt Andreas Klages, stell­ver­tre­tender Geschäfts­be­reichs­leiter Sport­ent­wick­lung im DOSB. Juristen in Regie­rungs­prä­si­dien würden häufig nach dem Prinzip entscheiden: Ist das Pflicht­auf­gabe oder kann das weg? Das Problem des Sanie­rungs- und Moder­ni­sie­rungs­staus im Bereich der Sport­stätten sei damit zu einer grund­sätz­li­chen und poli­ti­schen Frage geworden.

Textautor

Walter Schnee­loch
DOSB
Vize­prä­si­dent Brei­ten­sport und Sport­ent­wick­lung
Vize­prä­si­dent des LSB Nord­rhein-West­falen

Kaputte Schulturnhallen

Es braucht eine natio­nale Allianz zur Verbes­se­rung der Moder­ni­sie­rung von Deutsch­lands Infra­struktur  – und hier insbe­son­dere seiner Sport­stätten: ein Bundes­för­der­pro­gramm für Sport­in­fra­struktur. Walter Schnee­loch sagt: „Wenn selbst in Zeiten einer soliden Wirt­schafts­ent­wick­lung und guter Steu­er­ein­nahmen, geringen Zinsen und einer klaren Problem­ana­lyse Bund und Länder sich nicht zu einer natio­nalen Kraft­an­stren­gung zur Förde­rung der Sport­in­fra­struktur durch­ringen können, ist es schlecht um unser Land bestellt. Man sollte sich schlicht nicht damit abfinden, dass unsere Kinder in kaputten Schul­turn­hallen unter­richtet oder Schwimm­bäder nur deswegen geschlossen werden, weil kein Geld für die Sanie­rung vorhanden ist!“

Dabei ist eins klar: Ohne ein nach­hal­tiges finan­zi­elles Enga­ge­ment des Bundes, der wieder­holt auf unge­plante Steu­er­mehr­ein­nahmen in beträcht­li­cher Höhe blicken kann, sind die Engpässe nicht aufzu­lösen. Es ist zu hoffen, dass der Bund in der Legis­la­tur­pe­riode 2017–2021 ein Bundes­pro­gramm zur Förde­rung der Sport­in­fra­struktur (Bundes­för­der­pro­gramm für Sport­in­fra­struktur) im Umfang von jähr­lich mindes­tens 500 Millionen Euro auflegt. Der DOSB hat hierzu in seinen Wahl­prüf­steinen ein eigenes Kapitel aufge­nommen: http://www.dosb.de/de/organisation/wir-ueber-uns/bundestagswahl-2017/

 

DOSB, Landessportbünde und DFB auf der FSB

Am Messe­stand stellten neben dem DOSB auch die Landes­sport­bünde (LSB) aus Hessen, Nord­rhein-West­falen und Würt­tem­berg sowie erst­mals der Deut­sche Fußball-Bund (DFB) ihre Themen vor. Auch das Bundes­in­stitut für Sport­wis­sen­schaft und der Deut­sche Sport­aus­weis waren dabei.

Der DOSB infor­mierte über die Viel­falt von Sport­räumen in Deutsch­land und darüber, wie Sport­stätten durch Sanie­rungs­stau bedroht sind. Der Sport­dach­ver­band und die Landes­sport­bünde zeigten gute Beispiele, wie Klima- und Ressour­cen­schutz bei Neubau, Moder­ni­sie­rung und Sanie­rung von Sport­stätten gelingen kann. Außerdem präsen­tierte der DOSB das Inter­net­portal für nach­hal­tige Sport­stätten, “Green Cham­pion 2.0”. Das Programm am DOSB-Messe­stand wurde durch zahl­reiche Fach­ver­an­stal­tungen begleitet.

Der Deut­sche Fußball-Bund stellte seine Publi­ka­tionen aus dem Sport­stät­ten­be­reich vor: So veröf­fent­lichte der DFB kürz­lich das aktua­li­sierte Kompen­dium „Sport­platzbau & ‑erhal­tung“ in fünfter, komplett neu über­ar­bei­teter Auflage. Die Veröf­fent­li­chung bündelt das Fach­wissen auf diesem Gebiet im deutsch­spra­chigen Raum auf einzig­ar­tige Weise.

Textautor

Andreas Klages
DOSB
stv. Geschäfts­be­reichs­leiter Sport­ent­wick­lung
Ressort­leiter Brei­ten­sport, Sport­räume

Fotograf

Bild­da­ten­bank des LSB NRW

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